2023 – Martin Frauenheim

Martin Frauenheim wurde zum 57. Kavalier der Lüfte gewählt

mit einem Vortrag von Harald Meyer, Oberstleutnant a.D. der Luftwaffe


v.l.n.r.: Harald Meyer, Norbert Lautner, Martin Frauenheim (Kavalier der Lüfte 2023), Dr. med. Peter Krupp und Horst Rüdiger. Foto: Fred Vosteen


Ganderkesee Am Freitag, 6. Oktober 2023 konnte Dr. med. Peter Krupp, Sprecher des Verleihungsausschusses „Kavalier der Lüfte” im Airfield Hotel & Restaurant auf dem Flugplatz in Ganderkesee über 40 Flieger und luftfahrtinteressierte Gäste aus Norddeutschland begrüßen.

Alljährlich wird im Rahmen eines traditionellen Fliegerabends eine Person, die sich in der Fliegerei verdient gemacht hat, mit der Ernennung zum „Kavalier der Lüfte“ geehrt. Dem jeweiligen Kavalier der Lüfte wird der vom berühmten Kunstflieger und Flugzeugbauingenieur Gerd Achgelis (*16. Juli 1908 in Golzwarden, † 18. Mai 1991 in Hude) gestiftete Wanderpreis „Huder Mönch“ überreicht.


Die Verleihung des Wanderpreises „Huder Mönch”

In seiner Laudatio stellte der ehemalige Kavalier der Lüfte Norbert Lautner den neuen „57. Kavalier der Lüfte” 2023 vor. Lautner sagte: „Für die hohe Auszeichnung ,Kavalier der Lüfte’ war in diesem Jahr Martin Frauenheim aus einer großen Vorschlagsliste ausgewählt worden.


Martin Frauenheim – der neue Kavalier der Lüfte

Norbert Lautner, selbst „Kavalier der Lüfte” 2016 und Mitglied des Verleihungsausschusses, sagt weiter zur Wahl von Martin Frauenheim: „Sein großes Engagement für die Fliegerei und besonders sein Wissen und seine zahlreichen Bücher und Vorträge als Luftfahrt- und Raketenhistoriker zeichnen ihn aus”. Vorgeschlagen zur Ehrung haben wir unseren neuen „Kavalier der Lüfte” besonders aber wegen seiner Liebe zu allem, was irgendwie fliegt, wegen seiner Kameradschaftlichkeit und seinem unermüdlichen, vielseitigen Bemühen für die allgemeine und kleine Fliegerei.

In den einst von Gerd Achgelis aufgestellten Statuten steht zu lesen: „Dieser Preis wird gestiftet, um die fliegerische Moral und Disziplin zu fördern und zu erhalten”… „Die für die Ehrung in Aussicht genommene Persönlichkeit soll charakterlich und kameradschaftlich qualifiziert sein”. All diese hohen Eigenschaften verbinden wir mit dem neuen „Kavalier der Lüfte” 2023, Martin Frauenheim.

Der 76-Jährige „Kavalier der Lüfte” Martin Frauenheim aus Hagen am T.W. sagt über sich: „Es sind Erinnerungen an meine beiden Brüder, einer ist begeisterter Taucher und Unterwasserfotograf geworden. Unsere Mutter hatte immer den Spruch: „Ich werde noch mal verrückt, einer geht in die Luft, der andere ins Wasser, der Jüngste ist der einzige Vernünftige, der läuft normal auf dieser Erde!”

Nach dem Schulbesuch und einer anschließenden Ausbildung als Maschinenschlosser im Stahlwerk Georgsmarienhütte (1963-1966) besuchte Frauenheim die Technikerschule in Abendform.

In seiner Privatzeit engagierte sich Frauenheim in der kirchlichen Jugendarbeit und er übernahm Verantwortung in politischen Ämtern. Letztendlich war er noch über zwölf Jahre ehrenamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Hagen.


Frauenheim entdeckt die Himmelsschreiber

Die Fliegerei hat mich bereits in Jugendjahren interessiert und begeistert. Alles, was zivil und militärisch in der Luft zu sehen war, wurde von mir aufmerksam beobachtet. Hier sind besonders die Beobachtungsflugzeuge, wie die Pa 18 oder die Canberra vom Flugplatz Gütersloh, wenn sie knapp in Baumwipfelhöhe über uns hinwegflogen, in Erinnerung geblieben. So blieb es nicht aus, dass ich Stammgast auf fast allen Flugtagen in Osnabrück, Münster oder Telgte war, sagt Martin Frauenheim.


 

Frauenheims Ehefrau legte den Grundstein für die Fliegerei

Im Jahr 1971 wurde geheiratet. Es gab keine traditionelle Hochzeitsreise, aber dafür haben wir im Umkreis ein halbes Dutzend Flugplätze besucht.

Dann kam von meiner Frau die alles entscheidende Frage: „Würdest Du Dir das auch zutrauen?” Tags darauf die Anfrage und Anmeldung auf der Atterheide (Der Flugplatz Atterheide ist ein Verkehrslandeplatz im Osnabrücker Stadtteil Atter in geringer Entfernung zur niedersächsisch-nordrhein-westfälischen Landesgrenze). Ebenso faszinierte mich der Flugmodellbau und daraus ist eine stattliche Sammlung von rund 1000 Modellen geworden – „wenn man schon kein eigenes Flugzeug besitzt”, sagt Martin Frauenheim.

Im Jahre 1972 erfolgte der Einstieg in die aktive Fliegerei auf der Atterheide und bis zum heutigen Tage lebe ich dieses Hobby und die Leidenschaft, sagt Martin Frauenheim. In einem Rückblick berichtet der neue Kavalier der Lüfte:  „Rund 10.000 Personen habe ich in die Luft gebracht. Hauptsächlich habe ich die Cessna 172 geflogen, dazu die C150, die C152 sowie die Piper Pa 28.

Mittlerweile sind bei Martin Frauenheim über 2740 Flüge und 1350 Stunden zusammengekommen. Frauenheim sagt: „Eine besondere Anekdote aus dem Fliegerleben ist, dass ich rund zwölf Jahre den fliegenden Nikolaus spielen durfte”.

Alle diese besonderen Eigenschaften und Verdienste blieben nicht unentdeckt. Am 28. März 2017 wurde Martin Frauenheim das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen für sein vorbildliches Engagement im Rahmen der Kommunalpolitik, der deutsch-polnischen Partnerschaft sowie der geschichtlichen Aufarbeitung des Luftkriegs im Zweiten Weltkrieg.


Ein Haus voller Dokumente

Martin Frauenheim berichtet: „Zwei besondere geschichtliche Persönlichkeiten in der Luftfahrt Osnabrücks sind der berühmte „Sturz- und Schleifenflieger” Gustav Tweer und der frühere Raketenpionier Ingenieur Reinhold Tiling.”


Der Ingenieur und Raketenpionier Reinhold Tiling

Es ist Reinhold Tiling (* 13. Juni 1893 in Absberg, Franken; † 11. Oktober 1933 in Osnabrück), dem Martin Frauenheim in den letzten Jahrzehnten einen Großteil seiner Forschungsarbeiten gewidmet hat. 1926 wurde Tiling Flugleiter des Osnabrücker Flughafens Netter Heide. Vermutlich inspiriert durch Hermann Oberths Buch „Die Rakete zu den Planetenräumen” begann er 1924, sich der Raketentechnik zuzuwenden und startete 1928 seine ersten Experimente mit Raketen. Tiling entwickelte wiederverwendbare Raketenflugzeuge, die als Rakete starten und mit ausklappbaren Flügeln landen sollten.


188 Postkarten sicher befördert

Der Durchbruch gelang Tiling am 15. April 1931 auf dem Ochsenmoor am Dümmer mit dem ersten Start einer Postrakete, die 188 Postkarten sicher beförderte. Er war mittlerweile in ganz Deutschland berühmt und zeigte seine Raketen bei vielen öffentlichen Flugvorführungen, unter anderem auch im Juni 1931 auf der Alexander Heide, dem späteren NATO Flugplatz, in Oldenburg. Am 21. August 1932 führte Tiling vor 4000 Zuschauern auf dem Flugplatz Osnabrück-Atterheide einen Flugtag zur Präsentation der von ihm entwickelten Raketen durch.

Bei Vorbereitungen zu einer Vorführung kam es am 10. Oktober 1933 in seiner Werkstatt auf Schloss Arenshorst vermutlich durch Überhitzung beim Pressen des Pulvers zum Füllen einer Rakete zu einer Explosion. Reinhold Tiling, seine Assistentin Angela Buddenböhmer und sein Mechaniker Friedrich Kuhr erlitten dabei schwerste Verbrennungen, denen sie trotz Behandlung am folgenden Tag erlagen.

Die Überreste der damaligen Werkstatt sind immer noch bei dem Schloss Arenshorst in Bohmte erhalten. Eine Gedenktafel erinnert an das Wirken von Reinhold Tiling”.


Enger Kontakt zur Familie Tiling

Martin Frauenheim berichtet: „Zu der Familie des Raketenpioniers Reinhold Tiling hatte ich einen sehr engen Kontakt. Mit dem bereits früh verstorbenen Sohn Klaus Tiling habe ich ein Buch mit dem Titel „Raketenpionier Reinhold Tiling” herausgebracht. Zwischenzeitlich erhielt ich auch das gesamte historische Material der Familie Tiling einschließlich noch vorhandener Raketen-Modelle”.

Frauenheim berichtet: „Großes Interesse fand bei mir die Luftfahrtarchäologie, das war zunächst die Aufklärung von Abstürzen deutscher und alliierter Flugzeuge, darunter Agentenflugzeuge.

In den letzten Jahren folgten zahlreiche Veröffentlichungen sowie Vorträge über Raketenpioniere.

Nach einem kurzen Rückblick sagt Martin Frauenheim: „Wenn ich heute die hohe Auszeichnung „Kavalier der Lüfte” bekommen habe, ist es auch das Verdienst meiner Frau Irmgard, die mir in so vielen Situationen den Rücken freigehalten hat und auch meine Begeisterung und Leidenschaft für alles was fliegt, mit mir teilt”.

Die Mitglieder des Verleihungsausschusses Dr. med. Peter Krupp, Norbert Lautner und Horst Rüdiger überreichten dem neuen „Kavalier der Lüfte” 2023 Martin Frauenheim die Fliegerspange in Gold und den Wanderpreis „Huder Mönch“.


 

Harald Meyer: Ein erfahrener Jagdflieger referierte über „Helden der Luftwaffe”

Ludger Hölker ein Vorbild nicht nur für die Luftwaffe

Für den Verleihungsausschuss ist es eine lange Tradition, dass dieses gesellschaftliche Ereignis mit einem Vortrag aus der Thematik der Luftfahrt begleitet wird. Für den diesjährigen Fliegerabend hatte der Verleihungsausschuss um Dr. med. Peter Krupp den 70-Jährigen Oberstleutnant a.D. der Luftwaffe und Luftfahrthistoriker Harald Meyer aus Fürstenfeldbruck gewinnen können.

Einleitend berichtete der gebürtige Niedersachse Harald Meyer von seinen Erlebnissen als Flugschüler in Fürstenfeldbruck. Die Luftwaffe hatte einen hohen Bedarf an Jetpiloten und dementsprechend war Fürstenfeldbruck („Fursty”) traditionsreicher Standort eines der wichtigsten Ausbildungsgeschwader. Nach diversen Auswahltests durfte Meyer im Cockpit der Piaggio 149 D Platz nehmen und seine ersten Starts und Landungen absolvieren.

Seine weitere Ausbildung führte Harald Meyer (sein Spitzname „Meyer the Flyer”) zur Sheppard Air Force Base in Texas. Meyer wurde Lehrgangsbester und konnte sich seinen zukünftigen Jet, mit dem er fliegen wollte, selbst aussuchen. Seine Wahl fiel auf die Fiat G 91.

Seinen letzten Flug absolvierte er 1995 mit einer Phantom F-4F als stellvertretender Kommandeur im Jagdgeschwader 71 „Richthofen” in Wittmund.

Nach dem Ende als Luftwaffenpilot arbeitete Harald Meyer noch viele Jahre weiter und bildete zukünftige Flugzeugführer in Theorie und Praxis aus.


 

Harald Meyer sagt in seinem knapp 50 minütigen Vortrag über Ludger Hölker:

Ludger „Lutz“ Hölker 1934-1964. Geboren wurde Ludger Hölker am 26. April 1934 in Billerbeck (Kreis Coesfeld). Als Flieger OA (Offizieranwärter) trat er am 16. April 1958 in die Bundeswehr ein. Am 1. Oktober 1959 wurde er zum Leutnant befördert. Die Ausbildung zum Strahlflugzeugführer absolvierte er von Januar 1960 bis Juli 1961 auf der Lackland Air Force Base in Texas/USA. In der Ersten Staffel des Jagdbombergeschwader 32 in Lechfeld (den späteren 321 Lechfeld Tigers) wurde er als Einsatzpilot auf dem einsitzigen Kampfflugzeug vom Typ Republic F-84 F »Thunderstreak« eingesetzt. Zusätzlich flog er noch das Trainingsflugzeug T-33A. Auf diesem Muster besaß er aufgrund seiner guten fliegerischen Fähigkeiten zusätzlich eine Berechtigung zur Überprüfung von Luftfahrzeugführern. Obwohl er als Pilot der Luftwaffe zwei Flugzeugmuster flog und dienstlich ausgelastet war, besuchte er nebenher Abendkurse, um das Abitur nachzuholen. Dazu kam es durch seinen tödlichen Absturz nicht mehr.

Gerade einmal 35 Tage war Ludger Hölker verheiratet, als der tödliche Flugunfall schlagartig alles veränderte.


Der tödliche Unfall

Am 15. September 1964 startete Oberleutnant Ludger „Lutz” Hölker als verantwortlicher Luftfahrzeugführer mit einer T-33A vom Fliegerhorst Lechfeld zusammen mit dem 42-Jährigen Major Walter Sütterlin zu einem Übungsflug.

Die einstrahlige Lockheed T-33A war als erstes Düsenflugzeug der Bundesluftwaffe von 1956 bis Anfang 1975 im Einsatz. Die Bundeswehr beschaffte 192 Maschinen als Schulungsflugzeug, die von Piloten auch „T-Bird” genannt wurden.

Major Walter Sütterlin sollte einen Instrumentenflug absolvieren. Nach einer Flugzeit von ca. 1:20 Stunde registrierte Major Walter Sütterlin in 1000 Meter Höhe einen Leistungsverlust des Triebwerks. Oberleutnant Hölker übernahm wieder die Führung des Flugzeugs. Die Maschine verlor immer mehr an Höhe, so dass der Rettungsausstieg unvermeidbar wurde. Trotz Aufforderung zum Notausstieg von Major Sütterlin setzte Oberleutnant Hölker mit der Antwort „Noch nicht! Erst müssen wir über die Häuser weg!” den Flug fort, um zuerst das Werksgelände der Farbwerke Hoechst in der Nähe von Bobingen südwestlich von Augsburg mit mehreren tausend Mitarbeitern und die Häuser der Ortschaft Straßberg mit knapp 1000 Einwohnern, zu überfliegen. Erst kurz vor dem nordöstlichen Ortsrand von Straßberg betätigten die beiden Piloten, rund 100 m über Grund, ihre Schleudersitze. Wegen der zu geringen Höhe konnte sich der Rettungsschirm nicht mehr richtig entfalten. Die T-33 schlug 200 Meter vom Ortsrand entfernt in einen Hochwald auf und wurde durch Aufschlagsbrand völlig zerstört.

Während Major Sütterlin am Fallschirm hängend durch die Baumkronen fällt und dabei verletzt wurde, schlug Oberleutnant Hölker mit voller Wucht gegen einen Baum, wobei er sich durch Äste schwerste Unterleibsverletzungen zuzog.

Beide Piloten wurden ins Krankenhaus nach Schwabmünchen gebracht, wo Ludger Hölker rund drei Stunden nach dem Absturz im Alter von 30 Jahren verstarb.

Zwei Tage nach dem Flugunfall veranstaltete das JaboG 32 auf dem Fliegerhorst Lechfeld zu Ehren des verstorbenen Luftfahrzeugführers Oberleutnant „Lutz” Hölker eine Trauerfeier und schon am 25. September 1964 beschloss der Gemeinderat von Straßberg einstimmig, eine Straße in der Nähe der Unfallstelle nach Oberleutnant Ludger Hölker zu benennen.

Nachdem im Sommer 1977 die Offizierschule der Luftwaffe von Neubiberg nach Fürstenfeldbruck umgezogen war, wurde im weiterem Gedenken das neue Auditorium Maximum der Offizierschule der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck auf „Ludger-Hölker-Saal” getauft.

In den folgenden Jahren erinnern weitere Straßennennungen, Gedenksteine und Gedenktafeln an Ludger Hölker. Am 8. Oktober 2010, als krönender Abschluss, wurde sogar die Schule in Straßberg in „Ludger-Hölker-Grundschule” umbenannt.

Oberleutnant Ludger Hölker hatte in Ausübung seines Flugdienstes in einer kritischen Situation eine Entscheidung gefällt, die vielen Menschen mit sehr großer Wahrscheinlichkeit das Leben rettete. Sein Entschluss, erst dann sein Flugzeug mit dem Schleudersitz zu verlassen, musste er mit dem Leben bezahlen. Er dient somit auch heute noch den Offizieren und vor allem jungen Offiziersanwärtern der Luftwaffe als Vorbild.


Öffentlichkeitsarbeit Kavalier der Lüfte:
Fred Vosteen, 07. 10. 2023

 

 

 

2022 – Thomas Liebelt

Thomas Liebelt wurde zum 56. Kavalier der Lüfte gewählt
mit einem Vortrag über Gerd Achgelis, dem Gründungsvater der Stiftung „Kavalier der Lüfte”

Verleihung des Wanderpreises 2022„Kavalier der Lüfte” geht an Thomas Liebelt
Aufnahme.: v.l.n.r.: Norbert Lautner, Dr. med. Peter Krupp, Rainer Pfeil, Thomas Liebelt (Kavalier der Lüfte 2022), Horst Rüdiger und Heinz-Dieter (Hennes) Bonsmann. Foto: Fred Vosteen


Ganderkesee Am Freitag, 21. Oktober 2022, konnte Dr. med. Peter Krupp, Sprecher des Verleihungsausschusses „Kavalier der Lüfte” im Airfield Hotel & Restaurant auf dem Flugplatz in Ganderkesee über 50 Flieger und luftfahrtinteressierte Gäste aus Norddeutschland begrüßen und er betonte,“ ich freue mich, dass am heutigen Abend neun ehemalige Kavaliere der Lüfte unter uns sind“.

Alljährlich wird im Rahmen eines traditionellen Fliegerabends eine Person, die sich in der Fliegerei verdient gemacht hat, mit der Ernennung zum „Kavalier der Lüfte“ geehrt. Dem jeweiligen Kavalier der Lüfte wird der vom berühmten Kunstflieger und Flugzeugbauingenieur Gerd Achgelis (*16. Juli 1908 in Golzwarden, † 18. Mai 1991 in Hude) gestiftete Wanderpreis „Huder Mönch“ überreicht.


Ein spannender Ausflug in die Geschichte der Fliegerei mit dem Luftfahrthistoriker Rainer Pfeil

Für den Verleihungsausschuss ist es eine lange Tradition, dass dieses gesellschaftliche Ereignis mit einem Vortrag aus dem Thema der Luftfahrt begleitet wird. Für den diesjährigen Fliegerabend hatte der Verleihungsausschuss um Dr. med. Peter Krupp den Luftfahrthistoriker und letztjährigen Kavalier der Lüfte, Rainer Pfeil, gewinnen können. Rainer Pfeil hatte seinen Vortrag dem berühmter Huder Flugpionier Gerd Achgelis gewidmet.


Gerd Achgelis – ein ganz besonderer Flieger aus unserer Heimat
Gerd Achgelis wurde am 16. Juli 1908 in Golzwarden geboren. Nach Ende der Schulzeit begann er 1922 im Alter von 16 Jahren in Varel eine Lehre als Elektriker. In einer kleiner Anekdote, festgehalten in einem privaten Extra-Blatt der Huder Nachrichten aus dem Jahre 1933 steht, dass der junge Gerd Achgelis mit seinem Motorrad die Straßen unsicher machte. Weiter ist zu lesen: (…) „Da wusste er: – – – Fahren kann jedermann, doch Fliegen, ja, Fliegen nicht Jeder kann”. Vielleicht lässt sich in diesen Zeilen bereits die Zukunft des jungen Achgelis erahnen.

Mit 18 Jahren startet Gerd Achgelis durch
Im Jahre 1926/27 erwarb Gerd Achgelis die Flugzeugführerlizenz bei Focke-Wulf in Bremen. Mit 20 Jahren folgte die Kunstflugausbildung in Böblingen bei der Fliegerschule der Deutschen Luftfahrt GmbH. Nur wenig später, am 23. August 1929, stellte er dann schon einen ersten Rekord im Rückenflug auf. Auf diesen Rekord hatte sich Gerd Achgelis in vielen Trainingsstunden auf seinem Rhönrad vorbereitet.

Foto historisch aus der privaten Familiensammlung Achgelis/Wachtendorf

Mit 37 Minuten war der Rekord um 21 Minuten länger, als der des Rekordhalters Gerhard Fieseler. In einem Bericht schreibt Achgelis: „Nachdem ich glaubte, genügend Übung im Rückenflug zu haben, ging ich 1929 daran, den Dauerrekord im Rückflug anzugreifen. Ich startete gleich mit einschalteter Rückfluganlage und ging auf 400 Meter Höhe. Sodann drehte ich durch halbe Rolle in die Rückenlage. Mein Motor arbeitete einwandfrei, und so beschloss ich, in dauernden Kurven den Flughafen zu umfliegen. (…) Nach 37 Minuten blieb der Motor stehen, da der Rückentank leer war. Ich nahm meinen Focke-Wulf-„Kiebitz” durch halbe Rolle wieder in die Normallage, erholte mich sehr schnell und setzte nach kurzem Spiralgleitflug zur Landung an. (…) Im Jahr 1930 erzielt Achgelis den 2. Rückenflug-Rekord in England. Im Jahr 1931 gewann er die Kunstflug-Meisterschaft in Berlin.


Eine Stunde im Rückenflug über London
Zur Werbung für die dortige Flugschau und als besonderer Nervenkitzel für die Zuschauer flog Achgelis unter den Themse-Brücken hindurch. Bei den vielen damaligen Flugtagen war für Achgelis gutes Geld zu verdienen. So absolvierte er 1934 in Cleveland/Ohio bereits seine 251. Flugschau. 1931 war das Jahr, in dem Achgelis so richtig loslegte. In Pilotenkreisen gibt es viele Geschichten über Achgelis zu erzählen. Eine davon erzählt, dass Achgelis von einem Flugtag kommend den abfahrbereiten 4-Schrauben-Schnelldampfer „Bremen” in Bremerhaven nur noch erreichen konnte, indem er direkt neben dem Überseedampfer auf der Columbuskaje landete.

Im In- und Ausland eilte er von einer Veranstaltung zur Nächsten. Arbeitete ehrenamtlich als Fluglehrer für den Bremer Verein für Luftfahrt sowie als Fluglehrer am Technikum Weimar als Testpilot. Seine Stelle als Chefpilot bei Focke-Wulf in Bremen und in Berlin bei Albatros trat er 1933 an. 1934 belegte er in Paris den dritten Platz bei den Kunstflug-Europameisterschaften und sein guter Freund Ernst Udet vermittelte ihn den Sprung über den „großen Teich” in die USA. Dort ging es zu den richtig großen Veranstaltungen nach New York, Ohmaha/Nebraska, nach Cleveland/Ohio.


Mit dem „Stösser” nach Los Angeles
Nach einem Transkontinental-Flug von New York nach Los Angeles, einer reinen Flugzeit von 25 Stunden und einer Flugstrecke von 6000 km landete Gerd Achgelis am 10. August 1936 wohlbehalten in Los Angeles.
Gerd Achgelis belegte 1936 bei den National Air Races in Los Angeles den zweiten Platz im Kunstflugwettbewerb. Er flog dabei seinen neuen Fw 56 „Stösser”.
Danach ging es für Gerd Achgelis weiter nach Japan und nach China. Immer mit dabei war sein Mechaniker Otto Weishaar.


Der gutaussehende Achgelis avancierte zum Frauenschwarm und
sein Charme machte ihn zum Liebling der Medien
In der ganzen Welt hatte sich der Ruhm des deutschen, tollkühnen Piloten herumgesprochen und viele Berühmtheiten suchten die Nähe zu Gerd Achgelis.
Auch Clark Gable, der weltberühmte US Schauspieler, besuchte 1936 die Luftfahrtschau in Los Angeles. Begeistert von Achgelis Vorstellung schenkte er ihm spontan sein Sakko.

Das Foto, vermutlich auf der Luftfahrtschau 1936 in Los Angeles entstanden, zeigt v.l.n.r.: E.B. Gilmore und Gerd Achgelis vor dem „Stösser” im Sakko von Clark Gable. E.B. Gilmore, Chef der Gilmore Oil Company, holte Gerd Achgelis in die USA. (Foto historisch aus der privaten Familiensammlung Achgelis/Wachtendorf)

Bis heute ist das Sakko erhalten und wird in einer Ausstellung auf dem Fliegerabend zu bewundern sein. Gerd Achgelis genoss den Weltruhm. Weitere Berühmtheiten der damaligen Zeit, unter ihnen Charles Lindbergh, Henry Ford, Charly Chaplin, Heinz Rühmann und auch der 31. US Präsident, Herbert C. Hoover, zählten dazu.
In einem Freikorps-Drama mit Hans Albers simulierte er 1935 den Absturz mit einer brennenden Maschine, in der Gründgens-Komödie „Capriolen“ von 1937 legte er als männliches Double von Marianne Hoppe eine Bruchlandung im Misthaufen hin. Achgelis doubelte 1941 auch als Stunt-Pilot Heinz Rühmann im Film: „Quax der Bruchpilot”.

Großes Aufsehen erregte Achgelis bei seinem Nordlandflug. Mit seinem AGO-Kurier, einem neuen deutschen Reise- und Verkehrsflugzeug flog er in nur acht Stunden von Berlin über Dänemark nach Schweden, Finnland und Norwegen.
Während seiner fliegerischen Laufbahn holte Gerd Achgelis dreimal den Weltmeistertitel und viele erste Plätze auf nationalen und internationalen Flugveranstaltungen.


Achgelis war auch als Geschäftsmann erfolgreich
Als „Einflieger” erprobte er bei Focke-Wulf/Albatros in Berlin neue Flugzeugtypen und wurde Mitinhaber der Hubschrauberfertigung von Focke, Achgelis & Co. GmbH in Delmenhorst.
Henrich Focke, einer der beiden Gründer der Fa. Focke-Wulf Flugzeugbau GmbH in Bremen beschäftigte sich ab den frühen 1930er Jahren mit Drehflügel-Flugzeugen. Unter Lizenz des Spaniers Juan de la Cieva baute Henrich Focke die ersten Tragschrauber in Bremen und entwickelte sie weiter zum ersten funktionierenden Hubschrauber der Welt.

Den Focke-Wulf Fw 61: Erstflug am 26. Juni 1936 mit Ewald Rohlfs am Steuer. Kurz nach seinem Ausscheiden aus der Fa. Focke-Wulf wurde zusammen mit Gerd Achgelis 1937 die Fa. Focke-Achgelis & Co. GmbH gegründet. Sie etablierte sich in Delmenhorst/Hoykenkamp und brachte erfolgreiche Modelle heraus,wie z.B. den Transport-Hubschrauber Fa. 223 „Drache” (ca. 20 Stück) und den Beobachter-Tragschrauber Fa 330 „Bachstelze” (ca. 100 Stück). 1944 erlosch die Firma dann wieder.
Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs arbeitete Gerd Achgelis als Testpilot in einer Flugzeugfabrik in Graudenz.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Achgelis auf den elterlichen Hof in Schweiburg zurück und ab 1952 ging er einer kaufmännischen Tätigkeit in Hude nach. Gerd Achgelis blieb weiterhin seiner fliegerischen Leidenschaft verbunden. Der Flugplatz Oldenburg-Hatten (ICAO: EDWH) wurde 1963 von Mitgliedern des Oldenburger Motorflug-Vereins gegründet und aus alten Luftwaffenbaracken der 40er Jahre aufgebaut. Zu den Initiatoren gehörte der bekannte Flieger Gerd Achgelis.


Die Ehrenmedaille der Stadt Paris
(Bericht vom 18. 6. 1977 in der NWZ)
„Hude. Mit der „Ehrenmedaille der Stadt Paris” kehrte der ehemalige internationale Kunstflugmeister Gerd Achgelis Anfang der Woche von einem Treffen mit französischen Fliegern an seinen Wohnort Hude zurück; Jaques Chirac, früherer Ministerpräsident und jetzt Oberbürgermeister der französischen Hauptstadt, hatte Achgelis die hohe Auszeichnung für dessen Verdienste um die deutsch-französische Verständigung verliehen. Achgelis war in diesem Jahr der einzige Deutsche, der diese Auszeichnung erhielt.
Für den 69jährigen ehemaligen Kunstflieger aus Hude kam „der große Bahnhof” im Rathaus von Paris völlig überraschend; Achgelis war nach Frankreich gefahren, um am Treffen einer dortigen Flieger-Kameradschaft anlässlich des Pariser Luftfahrt-Salons und des Lindbergh-Jubiläums teilzunehmen”.

Unter den Gästen am Fliegerabend war auch „Kiki” Achgelis, Tochter von Gerd Achgelis, und sie berichtete vom Frankreich-Ausflug im Jahre 1977: „Als junge Studentin hatte ich meinen Vater nach Paris zum Empfang der Flieger begleitet. Als plötzlich der Name meines Vaters in Verbindung mit der Ehrung fiel sagte Vater, bescheiden wir er war: ,Ick doch nich’. Am Ende der Veranstaltung erhoffte Vater sich eine eine tolle kulinarische Stärkung. Er schaute bereits auf den Tisch mit den herrlichen Meeresfrüchten und in seiner typisch norddeutschen Mundart fragte Vater: „Mien Deern, hoffentlich gibt es gleich noch was zu essen”.
Aber bei näherem Hinsehen entpuppten sich die Meeresfrüchte als Schokoladenmuscheln. Nicht gespart dagegen wurde mit edlem Champagna, den haben wir dann reichlich probiert und beschwingt den Empfang verlassen. Unseren großen Appetit konnten wir dann in unserem Hotel stillen, lachte Kiki Achgelis”.

Thomas Liebelt (Kavalier der Lüfte 2022) und „Kiki” Achgelis vor dem karierten Sakko, das Gerd Achgelis auf der Luftfahrtschau 1936 in Los Angeles von Clark Gable bekommen hatte. Foto: Fred Vosteen

Flugkapitän Norbert Lautner im Gespräch mit Kiki Achgelis über ihren Vater. Empfang beim damaligen Bürgermeister von Paris Jacques Chirac

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Der Luftfahrtpionier Gerd Achgelis verstarb am 18. Mai 1991 in Hude. Sein Vermächtnis ist bis heute die von ihm ins Leben gerufene Stiftung „Kavalier der Lüfte”.

Der Luftfahrthistoriker Rainer Pfeil, der an diesem Abend vom Luftfahrtexperten Martin Frauenheim unterstützt wurde, schloss seinen Vortrag mit den Worten: „Gerd Achgelis, ein Flieger, der vielleicht alles erreicht hat, was er sich nur wünschen konnte. Er hatte seine Familie. Mannigfache Ehrungen. Ein Mann, der die Welt mit „Sieben-Meilen-Stiefeln” durcheilte, wie es eben nur einem Flieger gegeben ist. Dieser Mann hat aber auch nach so vielen Stunden, über Kopf und mit den Beinen in den Wolken, nie seine Bodenhaftung verloren. Viel Gutes hat er für die Fliegerei getan, auch gerade hier im Norden.
Vergessen wollen wir nicht, dass wir heute Abend hier nicht zusammen gekommen wären, hätte es Flugkapitän Gerd Achgelis, als Gründungsvater, der Veranstaltung „Kavalier der Lüfte” nicht gegeben.

Pfeil sagt: „Großer Dank gebührt den Unterstützern Ivesa und Baldur Wachtendorf, Kiki Achgelis, Ewald Wachtendorf, Rainer Siedenburg, Carl Heinz Schwecke, sowie vielen weiteren Personen bei der Beschaffung des historischen Materials und der Genehmigung für eine Veröffentlichung”.

Dieser Fliegerabend findet bei Piloten und Fluginteressierten auch im 56. Jahr nach seiner Gründung weit über die Landesgrenzen hinaus ungebrochen großes Interesse.


Die Zukunft der Lockheed L-1649 Super Star und der Ju 52 D-AQUI
Die D-AQUI Ju 52 ist kein Flugzeug, sondern zur Zeit ein Standzeug, so Hennes Bonsmann
Der Bedeutung seines Vortrags bewusst, informierte emotional ergriffen Heinz-Dieter (Hennes) die Gäste aktuell über die Zukunft der beiden historischen Flieger. Von 1985 bis 2010 war Bonsmann Ausbilder, Prüfer und Flugbetriebsleiter der Ju 52 mit der Kennung D-AQUI und unvergessen für ihn ist fast jede der 2461 Flugstunden und 3861 Landungen.
Als langjähriger Flugkapitän auf der D-AQUI Ju 52, auch liebevoll Tante Ju bezeichnet, verfolgt Bonsmann, aber auch viele Luftfahrtfans, den weiteren Weg der „Tante Ju”.

In einer erst kürzlich veröffentlichten Meldung einer Mitarbeiterveranstaltung sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Lufthansa AG, Carsten Spohr, dass beide historischen Flugzeuge zum 100. Geburtstag der Lufthansa 2026 einen neuen Platz bekommen sollen und in Frankfurt oder München dauerhaft ausgestellt werden. Die Ju 52 D-AQUI steht am Flughafen Paderborn-Lippstadt und ist nahezu komplett aufgebaut. Die Lockheed L-1649 Super Star dagegen ist in Einzelteile zerlegt. Nicht nur Hennes Bonsmann, sondern auch viele andere Luftfahrtfans möchten die Ju 52 D-AQUI gerne zur Ausstellung nach Berlin holen. Sie hoffen, dass die Worte von Carsten Spohr noch nicht in Stein gemeißelt sind und es noch eine Chance für Berlin gibt – was bleibt, ist wohl Wunschdenken meint Bonsmann.


Die Verleihung des Wanderpreises „Huder Mönch”
In seiner Laudatio stellte der ehemalige Kavalier der Lüfte Heinz-Dieter (Hennes) Bonsmann den neuen „Kavalier der Lüfte” 2022 vor. Bonsmann sagte: „Für die hohe Auszeichnung „Kavalier der Lüfte” war in diesem Jahr Thomas Liebelt aus einer großen Vorschlagsliste ausgewählt worden.

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Thomas Liebelt – der neue Kavalier der Lüfte
Hennes Bonsmann, selbst Kavalier der Lüfte 2014, sagt: „Ich wurde vor ein paar Monaten gefragt, wen ich mir denn vorstellen könnte als einen Nachfolger und mir kam spontan der Name Thomas Liebelt aus Flensburg in den Sinn. Ich habe in meinen langen Jahren in der Fliegerei nicht nur in der beruflichen, sondern gerade in der sportlichen Fliegerei und in der allgemeinen Luftfahrt selten einen so engagierten Vertreter und Flieger kennengelernt, wie Thomas Liebelt. Wir haben uns Ende der 90er Jahre in Flensburg kennengelernt auf verschiedenen Flugtagen. Thomas hat verhältnismäßig spät mit der Fliegerei angefangen, umso mehr hat er in den vergangenen Jahren versucht alles nachzuholen, was er vorher verpasst hat. Er hat, so schnell wie es möglich war, nach Erhalt seiner Lizenzen sich ein eigenes Flugzeug angeschafft. Unser Fliegerkamerad Thomas hat sogleich mit größtem Engagement sich in seinem Heimatverein in Flensburg hervorgetan, ist dem Vorstand beigetreten und er hat sich besonders für den fliegerischen Nachwuchs eingesetzt.

Mit großem persönlichen Einsatz, finanziellem Engagement und auch als Vorstandsmitglied des Schleswig-Holsteinischen Landesverbandes hat sich Thomas für die Sportfliegerei und die allgemeine Luftfahrt eingesetzt. Dazu zählen auch mehrere Flugtage, die er in Flensburg organisiert hat”.

Und Bonsmann sagte weiter: „Wie viele von ihnen wissen, endet ein solcher Flugtag nicht nur mit viel Arbeit. Nachträglich stellt man auch immer wieder fest, dass wohl etwas Geld in der Kasse fehlt, weil die Einnahmen geringer waren als die Ausgaben. Auch da braucht man natürlich Sponsoren und hier ist unser Freund Thomas Liebelt immer gerne eingesprungen”. Liebelt hat sich mit einigen Mitstreitern dafür engagiert, dass der Flugplatz Flensburg erhalten blieb. Es hat drei oder vier große Anläufe der Politik gegeben, wo man den Flugplatz schließen wollte.
Auch auf das letzte große Vorhaben Liebelts, die Landshut nach Flensburg zu holen, reißt Bonsmann in seiner Rede noch kurz an.

Hennes Bonsmann sagt: „Ich habe mich mit dem Vorstand aus Hude über meinen Vorschlag unterhalten und man war sofort der Meinung, dass dies wirklich eine gute Entscheidung wäre, Dir, lieber Thomas, den nächsten Kavaliershut aufzusetzen, beziehungsweise die goldene Nadel anzustecken”.

Unter dem großen Applaus der Gäste im Saal zeigte sich Thomas Liebelt von der Ehrung tief bewegt und er sagte: „Ich bin erdrückt von der Ehre in diesen Kreis aufgenommen worden zu sein”.

In seiner Rede sagte der neue Kavalier der Lüfte:

„Obwohl ich in der Fliegerei noch ein Jüngling bin, möchte ich ein Geheimnis lüften, warum ich so spät mit dem Fliegen angefangen habe”.

Als Kind habe ich schon, wie wohl die meisten von uns hinter den Flugzeugen her geträumt. Als dann in der Nachbarschaft meines Elternhauses ein Bauer seine Wiese als Flugfeld zur Verfügung stellte und als von da aus ein Pilot seine Rundflüge machte, war es um mich geschehen.
Ich war damals zwölf oder 14 Jahre alt. Und als dann das Studium 1969 in Karlsruhe begann, bin ich 1970 gleich zum Flugplatz Karlsruhe-Forchheim gefahren, um mich bei einem Fluglehrer zu erkundigen, wie ich einen Flugschein erlangen könne. Die damit verbundenen zeitlichen Anforderungen erschienen mir damals im Zusammenhang mit dem Studium doch etwas zu groß. Auch kamen mir Zweifel, ob die vorhandene Einschränkung meiner ‚Farbtüchtigkeit‘ ein Hindernis sein würde. Mein Gesprächspartner hielt das für möglich. Ich träumte also weiterhin den startenden Flugzeugen hinterher und fand lange nicht den Absprung zum Einstieg in die fliegerische Ausbildung.

Erst 1997 kam ich mit einem Piloten über die Ausbildung zum Privatpilotenlizenz ins Gespräch. Er riet mir, einmal genau untersuchen zu lassen, ob die Einschränkung meiner Farberkennung ein Problem bei dem Erwerb der Pilotenlizenz sein würde. Es stellte sich heraus, dass dies nicht der Fall ist. Im September 1997 begann ich mit der Ausbildung. Im Februar 1998 dann fragte ich meinen Fluglehrer: „Sag mal, Stefan, meinst du, ich schaff‘ das?” Er meinte nur, kein Problem. Die Ausbildung begann auf einer Cessna 152 und mit wachsender Erfahrung durfte ich auf die Cessna 177 mit Einziehfahrwerk wechseln. Ich fragte meinen Fluglehrer, ob ich wohl die Prüfung bestehen würde. Nach seinen ermutigen Worten sagte ich spontan: „Nun fehlt mir nur noch ein passendes Flugzeug”.

Ich dachte, 28 Jahre habe ich gespart, nun bin ich beruflich frei und in der Lage, mir ein eigenes Flugzeug zu kaufen. Schnell war mein Traumflugzeug, eine Piper Saratoga, gefunden.
Nun musste ich nur noch die Prüfung machen. Es kam der Prüfungstermin, bei dem ich von Flensburg aus mit Flugauftrag nach Rendsburg fliegen sollte, um meine Prüfung zu machen. Da klingelte auf dem Parkplatz Flensburg mein Autotelefon und am anderen Ende der Leitung meldete sich der Piper Verkaufsleiter in Kassel mit den Worten: „Herr Liebelt, ihre Piper ist gerade hier aufgeschlagen”. Der Druck vor meinem Prüfungsflug war enorm, aber am Ende des Tages hatte ich den langersehnten Pilotenschein in der Tasche.

Nun begann mein Fliegerleben
Nach einem Jahr war ich stellvertretender Vorsitzender des Vereins, nach zwei Jahren der 1. Vorsitzende. Diese Aufgabe habe ich 17 Jahre lang wahrgenommen.

Ich entdeckte, naheliegend, anfangs das Fliegen an der dänischen Grenze, in Schweden und Norwegen,
Mit den Jahren gingen die Flüge weiter, aber sie wurden auch anspruchsvoller und ich tauschte die Piper Saratoga gegen eine zweimotorige Seneca. Besondere Erlebnisse bereitete dann später die ‚offene‘ Fliegerei im Doppeldecker.

Thomas Liebelt in seinem Deppeldecker. Foto privat

Das letzte größere Vorhaben, das ich aufgegriffen habe, ist mir leider nicht mehr gelungen, sagt Thomas Liebelt. Ich hatte mir vorgenommen, die ‚Boeing Landshut‘, die im Jahre 1977 entführt wurde, nach Flensburg zu holen. Der damalige Co-Pilot Jürgen Vietor, der 1977 miterleben musste, wie sein Kollege Jürgen Schumann von einem der Entführer erschossen wurde, lebte damals in Flensburg. Sein Sohn besuchte hier das Alte Gymnasium. Thomas Liebelt sagt: „Ich hörte damals auf dem Weg zur Arbeit von der Befreiung der „Landshut”. Das hat mich wahnsinnig angefasst. War dieses Ereignis doch von besonderer Bedeutung für unser Land und unsere Demokratie. Wie konnte man auf die Idee kommen, dieses geschichtliche Denkmal verschrotten zu lassen?”, erinnert sich Liebelt. Sein Sohn, der bei der Lufthansa-Technik arbeitet, hatte diese Meldung in der Zeitung gelesen und sofort bei mir angerufen mit den Worten: „Papa, kümmere Dich doch einmal darum!”

Ich habe dann angefangen, vom Journalisten bis zum Außenministerium zu recherchieren. Schließlich bewarb ich mich darum, die Landshut nach Flensburg zu holen. Ich wartete eigentlich nur noch auf die eine Nachricht: „Wir haben uns für Flensburg entschieden”. Von Anfang an war sich der Vorsitzende des Luftfahrtvereins der Unterstützung der Oberbürgermeisterin Simone Lange aus Flensburg gewiss.

Dann überraschend diese Nachricht im Urlaub 2017 auf der Insel Sylt. Morgens beim Bäcker diese Schlagzeile in der Bildzeitung: „Der Außenminister Gabriel hat entschieden, die Landshut geht nach Friedrichshafen”. Und mittags, wir kommen gerade von einem Spaziergang zurück, sagt meine Frau: „Da kommt der Gabriel”. Ich sage zu meiner Frau, frag ihn mal, ob er kurz Zeit hat. Meine Frau fragte höflich: „Herr Gabriel, haben sie mal fünf Minuten Zeit?” Gabriel fragte kurz, wozu? Meine Frau antwortete, mein Mann möchte gern mal mit ihnen über die Landshut reden.
Ich gehe auf den Außenminister zu. Gabriel stutzt, die Bodyguards gehen in Habachtstellung. Thomas Liebelt sagt: „Ich bin der Spinner, der die ,Landshut‘ nach Flensburg holen will“. Gabriel fragt, wieviel Spinner gibt es denn in Flensburg? ‚Das kann ich ihnen nicht beantworten‘, antwortet Liebelt.
Liebelt sagt weiter: „Können Sie mir bitte erklären, warum die Entscheidung zugunsten von Friedrichshafen ausgefallen ist?“ Gabriel brummelt, es sei ja noch nichts endgültig entschieden.
Liebelt lässt nicht locker und sagt zum Außenminister: „Aber das stand doch heute in der Zeitung!“ Dann antwortet Gabriel kurz und sagt: „Ich hab‘ jetzt keine Zeit mehr”, und weg war er. Damit war das Thema Landshut erledigt. „Wenn man sieht, was aus diesem Projekt der Bundesregierung geworden ist, bin ich ganz froh, dass mir diese Querelen erspart geblieben sind“
Mit diesen Worten endet Liebelts Vortrag unter dem Beifall der Gäste.

Norbert Lautner, Kavalier der Lüfte 2016, berichtet: „Vorgeschlagen zur Ehrung haben wir unseren neuen „Kavalier der Lüfte” Thomas Liebelt besonders aber wegen seiner Liebe zur Fliegerei, wegen seiner Kameradschaftlichkeit und viel mehr noch seinem unermüdlichen, vielseitigen Bemühen zahlreiche Menschen mit seiner Fliegerei zu begeistern.
In den von Gerd Achgelis aufgestellten Statuten steht zu lesen: „Dieser Preis wird gestiftet, um die fliegerische Moral und Disziplin zu fördern und zu erhalten”… „ Die für die Ehrung in Aussicht genommene Persönlichkeit soll charakterlich und kameradschaftlich qualifiziert sein”.

Mit der Ernennung zum Kavalier der Lüfte verleihen die Mitglieder des Verleihungsausschusses Thomas Liebelt den Titel „Kavalier Lüfte 2022″ und eine Fliegerspange in Gold.

Öffentlichkeitsarbeit Kavalier der Lüfte:
Fred Vosteen, 23. 10. 2023

2021 – Rainer Pfeil

v.l.n.r.: Norbert Lautner, Harald Rossol, Rainer Pfeil und Horst Rüdiger. Foto: Fred Vosteen


Eingebettet in diesem Artikel sind Interviews mit Radio 90vier


Ganderkesee, 22. Oktober 2021

Am zurückliegenden Freitag konnte Dr. med. Peter Krupp, Sprecher des Verleihungsausschusses „Kavalier der Lüfte” im Airfield Hotel & Restaurant auf dem Flugplatz in Ganderkesee 50 Flieger und luftfahrtinteressierte Gäste begrüßen.


KdL-Organisationsteam: Horst Rüdiger:


Alljährlich wird im Rahmen eines traditionellen Fliegerabends eine Person, die sich in der Fliegerei verdient gemacht hat, mit der Ernennung zum „Kavalier der Lüfte“ geehrt. Dem jeweiligen Kavalier der Lüfte wird der vom berühmten Kunstflieger und Flugzeugbauingenieur Gerd Achgelis (*16. Juli 1908 in Golzwarden, † 18. Mai 1991 in Hude) gestiftete Wanderpreis „Huder Mönch“ überreicht.

Einen Ausflug in die Geschichte der Fliegerei mit Luftfahrtexperte und Historiker Manfred Lehde

Für den Verleihungsausschuss ist es eine lange Tradition, dass dieses gesellschaftliche Ereignis mit einem Vortrag aus dem Thema der Luftfahrt begleitet wird.

Für den diesjährigen Fliegerabend hatten Dr. med. Peter Krupp, Heiko Gesierich, Norbert Lautner und Horst Rüdiger den Luftfahrtexperten Manfred Lehde gewinnen können. Manfred Lehde hatte seinen Vortrag unter dem Titel: „Ernst, Hans und Frank haben eine Idee – Eine epochale Entwicklung nimmt ihren Lauf” angekündigt und er beginnt einleitend mit den Worten: „Wir gehen 80 Jahre zurück zu einem Meilenstein in der Beschleunigung unserer Lebensabläufe. Drei Personen haben jedoch hier mit ihrer Idee unser heutiges Leben entscheidend geprägt, sagt Manfred Lehde“.

Gemeint sind Ernst Heinrich Heinkel (*24. Januar 1888 in Grunbach, † 30. Januar 1958 in Stuttgart), Hans Joachim Pabst von Ohain (*14. Dezember 1911 in Dessau, † 13. März 1998 in Melbourne) und Sir Frank Whittle (*1.Juni 1907 in Coventry, † 9. August 1996 in Columbia).


KdL-Organisationsteam: Dr. Med. Peter Krupp und Flugkapitän Norbert Lautner:


In seinem eindrucksvollen Vortrag, mit historischen Film und Tondokumenten unterlegt, zeigt Manfred Lehde die Entwicklung der Fliegerei auf. Sein Vortrag führt in das Jahr 1912 zum ersten deutschen Seeflugwettbewerb in Heiligendamm, über Ernst Heinkel, der von der Idee besessen ist, ein Hochgeschwindigkeitsflugzeug zu entwickeln. Im Jahre 1932 entwickelte Heinkel im Auftrag der Deutschen Lufthansa die He 70, das mit Abstand schnellste Passagierflugzeug seiner Zeit. Ernst Heinkel ist besessen von der Idee, Hochgeschwindigkeitsflugzeuge zu entwickeln. Deshalb spendet er Wernher von Braun einige seiner Flugzeuge, damit von Braun an diesen seinen neuartigen Raketenantrieb erproben kann. 1938 wird mit der He 176 das erste mit Flüssigtreibstoff betriebene Raketenflugzeug der Welt getestet.

Nicht weit ist der Weg zu dem Physiker Hans Joachim Pabst von Ohain, der sich 1934 theoretisch für eine neue propellerlose Antriebsart für Flugzeuge zu interessieren und auf eigene Kosten zu experimentieren beginnt. Im Jahr 1936 meldet er auf seine Triebwerks-Grundideen Verdichter, Brennkammer, Turbine und Schubdüse das Patent „Verfahren und Apparat zur Herstellung von Luftströmungen zum Antrieb von Flugzeugen“ an.

In Hans von Ohain findet Heinkel den richtigen Visionär, denn sie teilten beide die gleiche Leidenschaft. Heinkel stellt von Ohain als Chefingenieur in seinen Werken an und dieser entwickelt mit seinem Team das Heinkel HeS 3, das erste Strahltriebwerk der Welt.
Am 27. August 1939 startete das erste Strahlflugzeug der Heinkel Flugzeugwerke, die He 178, auf dem Flughafen Rostock-Marienehe.


Vortragender Luftfahrtexperte und Historiker Manfred Lehde:


In seinem weiteren Vortrag stellt Manfred Lehde seinen Gästen Sir Frank Whittle vor. Whittle geht im Jahre 1923 zur Royal Air Force (RAF) und macht 1926 eine Pilotenausbildung an der RAF-Fliegerschule in RAF Cranwell.

Aufsehen erregt im Jahre 1928 der Bericht im College-Journal „Die Zukunftsversion eines Flugzeugantriebes“. Whittle schlägt ein Triebwerk vor, das die Luft ansaugt, diese aufheizt und mit hoher Geschwindigkeit durch eine Düse ausströmen lässt. Das Luftfahrtministerium wird auf das Projekt aufmerksam und fördert es mit £ 6000. Im Jahre 1938 findet ein zufriedenstellender Testlauf statt. 1939 ordnet das Luftfahrtministerium den Bau eines strahlgetriebenen Flugzeuges an, bei dem Whittles Firma das Triebwerk und Gloster die Zelle liefert. Im Jahre 1941 findet der Erstflug der Gloster E.28/39 statt, 21 Monate nach der deutschen Heinkel He 178.

Dieser Fliegerabend findet bei Piloten und Fluginteressierten auch im 55. Jahr nach seiner Gründung ungebrochen großes Interesse und zählt, auch weit über die Landesgrenzen hinaus, größte Anerkennung. Den vollständigen Vortrag können sie auf der Internetseite www.kavalier-der-luefte.de nachlesen.

Anwesende ehemalige „Kavaliere der Lüfte” auf dem Fliegerabend am 22. Oktober 2021 in Ganderkesee. V.l.n.r.: Dr. Peter Krupp, Klaus Kranzusch, Klaus Höhne, Heiko Gesierich, Harald Rossol, Didi Kraus, Horst Rüdiger, Norbert Lautner.

KdL-Organisationsteam:Harald Rossol:


Die Verleihung des Wanderpreises „Huder Mönch”

In seiner Laudatio stellte der letztjährige „Kavalier der Lüfte” Harald Rossol den neuen „Kavalier der Lüfte” 2021 vor.

Rossol sagte: „Für die hohe Auszeichnung „Kavalier der Lüfte” war in diesem Jahr Rainer Pfeil aus einer großen Vorschlagsliste ausgewählt worden. Aus gesundheitlichen Gründen konnte dem neuernannten Kavalier der Lüfte, Rainer Pfeil, der Titel, der Silberteller und die goldene Fliegerspange erst einen Tag später auf dem Flugplatz in Diepholz überreicht werden”.

Weiter sagte Rossol: „Rainer Pfeil wurde am 19. September 1951 auf einem Bauernhof in Darlaten im „Großen Moor” (Landkreis Nienburg/Weser in Niedersachsen) geboren. Nach dem Schulbesuch suchte Pfeil seine berufliche Zukunft in der Landwirtschaft und wurde hier staatlich geprüfter Wirtschafter. Nach einer Ausbildung zum Betriebsschlosser und zum Ausbildungseignungsprüfer begleitete er viele junge Menschen auf ihrem Weg in den Metallberuf.

Rainer Pfeil erinnert sich, dass sein Traum vom Fliegen bereits in der frühen Jugend geweckt wurde. Immer dann, wenn am Himmel etwas brummte, reckte er seinen Kopf in die Höhe und so erhielt er alsbald den Spitznamen „Hans guck in die Luft”. Fast 17 Jahre mussten für Rainer Pfeil vergehen, bis er das erste Mal in die Luft durfte. Es war im Jahr 1968 in Celle-Wietzenbruch und der Mitflug fand in einer Alouette II der Bundeswehr statt. In Erinnerung geblieben ist, dass dieser erste Flug sich so ähnlich anfühlte, als ob ein Fahrstuhl ins Schlingern gerät.


Preisträger 2021 Pilot und Flugleiter Reiner Pfeil:


Mit dem Virus vom Fliegen infiziert

Ein Bericht im Fernsehen über einen reinen „Mädchen-Segelfluglehrgang” in Hirzenhain, Kreis Dillenburg, erweckte Pfeils Aufmerksamkeit. Ein zweieinhalb Wochenlehrgang für 200 DM, mit Vollpension und Bahnfahrkarte, war von dem ersparten Guthaben Pfeils gerade einmal leistbar.

Die Überraschung war groß, denn kein Mädchen stand auf der Anmeldeliste und so wurde es ein reiner Jungen-Lehrgang.
Schon sehr bald, am 17. Geburtstag, startete Rainer Pfeil mit seinem Fluglehrer zum Erstflug. Viele weitere Flüge folgten und so wurde in den folgenden drei Jahren Hirzenhain zur fliegerischen Heimat.

Der erste Alleinflug für Flugschüler Pfeil

Es ist der Augenblick, den kein Flieger in seinem Leben vergisst. Pfeil erinnert sich noch sehr genau an den Tag, als er hinter dem Steuerknüppel der Schulmaschine, einer ASK 13, das erste Mal in die Luft durfte.
Die Schleicher ASK 13 ist ein doppelsitziges Segelflugzeug in Gemischtbauweise als Mitteldeckerausführung mit Kreuzleitwerk für Schulung und für Leistungsflugtraining.

Sein Fluglehrer war Horst Frank, ein ehemaliger Do 27 Pilot der Bundeswehr. Es folgten unvergessene Zeiten in Hirzenhain und Bottenhorn, unserem Segelflieger-Ausweichplatz ganz in der Nähe, schwärmt auch heute noch Rainer Pfeil. Wo es andere Menschen an sonnige Badestrände zieht, nutzte Rainer Pfeil seinen Urlaub für Fliegerfreizeiten.

Dieses Traum-Urlaubsziel fand er in seiner Nähe, auf dem Bundeswehr Flugplatz Diepholz, ICAO-Code ETND, der bis heute seine fliegerische Heimat wurde.
Die Geschichte des Flugplatzes, südwestlich der Willenberger Marsch, begann bereits im Jahr 1934. Zu Kriegsbeginn bis 1940 waren hier das II./Kampfgeschwader 4 mit Heinkel He 111 und die Luftflotten-Nachrichtenschule 2 stationiert.

Britische Truppen besetzten den Flugplatz am 6. April 1945. Im Jahr 1956 erfolgte die Reaktivierung des Flugplatzes durch die Bundeswehr.

Viele Jahre später, im Jahr 2000, erfolgte die Gründung der Flugplatz Diepholz-Dümmerland GmbH & Co KG und die Errichtung des zivilen Betriebsbereichs mit eigenem Tower. Die Bedingungen auf dem Platz waren optimal, weil er mit einer Start- und Landebahn von 1.283 m Länge die besten Voraussetzungen für die Fliegerei bot. Zugelassen ist er für Luftfahrzeuge bis 5.700 kg. Die weitere Ausbildung, fortan mit motorangetriebenen Flugzeugen, erfolgte für Pfeil erstmals auf einer Cessna C150. Die Entfernungen der Flugziele wurden immer weiter und auch die geflogenen Flugzeugmuster wurden immer größer.

Neben seiner eigentlichen beruflichen Tätigkeit sowie der Freizeit-Fliegerei überwacht Rainer Pfeil als Flugleiter auf dem Flugplatz Diepholz (ETND) im Tower alle Flugbewegungen. Seit seinem 70. Geburtstag übernimmt Rainer Pfeil diese Aufgaben nur noch vertretungsweise war“.

Die historische Fliegerei:

Rainer Pfeil sagt: „Zu meiner ganz großen Leidenschaft hat sich bei mir in den letzten 20 Jahren das Thema der historischen Luftfahrt entwickelt”. In den folgenden Jahren entstand so ein wertvolles Archiv historischer Flugzeugteile und ebenso eine Sammlung seltener historischer Ausbildungs- und Lehrfilme. Auf meinen jährlichen historischen Flieger-Events präsentiere ich Historikern und den Freunden der Fliegerei diese Schätze, sagt Rainer Pfeil.

Bei seinem Rückblick betont Pfeil, dass in den Jahrzehnten der Fliegerei viele Freundschaften entstanden sind und er sagt abschließend: „Nach über fünfzig Jahren in der Fliegerei und der historischen Luftfahrt blicke ich ab und zu zurück und denke, es war eine gute Zeit”.

Norbert Lautner, Kavalier der Lüfte 2016, berichtet: „Vorgeschlagen zur Ehrung haben wir unseren neuen „Kavalier der Lüfte” Rainer Pfeil besonders aber wegen seiner Liebe zur Fliegerei, wegen seiner Kameradschaftlichkeit und viel mehr noch seinem unermüdlichen, vielseitigen Bemühen zahlreiche Menschen mit seiner jährlichen Ausstellung rund um die historische Fliegerei zu begeistern. Die von Rainer Pfeil organisierten Treffen haben sich weit über die Landesgrenzen hinaus herumgesprochen und die jährlichen Treffen in Diepholz haben sich zum Mekka rund um die historische Fliegerei entwickelt.

In den von Gerd Achgelis aufgestellten Statuten steht zu lesen: „Dieser Preis wird gestiftet, um die fliegerische Moral und Disziplin zu fördern und zu erhalten”… „ Die für die Ehrung in Aussicht genommene Persönlichkeit soll charakterlich und kameradschaftlich qualifiziert sein”.

Unser neuer Kavalier der Lüfte zeichnet sich aktuell als Organisator zahlreicher historischer Ausstellungen und Fliegertreffen aus, sagen Norbert Lautner, Dr. med. Peter Krupp, Heiko Gesierich und Horst Rüdiger vom Verleihungsausschuss.

Mit der Ernennung zum Kavalier der Lüfte überreichten Norbert Lautner, Horst Rüdiger, Harald Rossol und Horst Rüdiger auf dem Flugplatz Diepholz die Fliegerspange in Gold und den traditionellen Silberteller an Rainer Pfeil.

Öffentlichkeitsarbeit Kavalier der Lüfte:
Fred Vosteen, 24. 10. 2021
fred.vosteen@ewetel.net
Tel. 0441 602 999

 

2020 – Harald Rossol

Harald Rossol zum 54. Kavalier der Lüfte ernannt
Flugbegeisterter Modellflieger erfüllt sich den Traum vom eigenen Fliegen

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Weitere Informationen

Am zurückliegenden Sonntag (25. Oktober 2020) trafen sich Mitglieder des Verleihungsausschusses „Kavalier der Lüfte” auf dem Flugplatz Hatten, um den begehrten Wanderpreis „Huder Mönch” an den neuen Kavalier der Lüfte, Harald Rossol, zu überreichen.

Erstmals in der 54 Jährigen Vereinsgeschichte fand die Verleihung wegen der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Alljährlich wird im Rahmen eines traditionellen Fliegerabends eine Person, die sich in der Fliegerei verdient gemacht hat, mit der Ernennung zum „Kavalier der Lüfte“ geehrt. Dem jeweiligen Kavalier der Lüfte wird der vom berühmten Kunstflieger und Flugzeugbauingenieur Gerd Achgelis (*16. Juli 1908 in Golzwarden, † 18. Mai 1991 in Hude) gestiftete Wanderpreis „Huder Mönch“ überreicht.


Harald Rossol

Der gebürtige Lilienthaler Harald Rossol, Jahrgang 1962, ist studierter Wirtschaftswissenschaftler und in der IT-Branche selbstständiger Unternehmer.
Rossol berichtet, dass seine Leidenschaft zur Fliegerei über den Modellflug gekommen ist. Es waren seine Brüder, die sein Interesse am Modellflug geweckt haben. Seine Begeisterung zum Bau von Großmodellen (1:2,8) war es, die ihm das Tor zur „richtigen Fliegerei” erst eröffnet haben. Im Jahr 2003 begann er mit der Flugausbildung und erwarb 2004 die Pilotenlizenz. Der nächste Schritt zum eigenen Flugzeug ließ nicht lange auf sich warten und gemeinsam mit seinen Fliegerkameraden Jens Erdmann und Olaf Lühring wurde er bald stolzer Besitzer einer YAK 52, einer YAK 50, einer Pilatus P2 und einer tschechiscchen Sokol 1mD.

Bild oben: Verleihung des Wanderpreises „Kavalier der Lüfte”. v.l.n.r.: Horst Rüdiger (Kavalier der Lüfte 2013), Flugkapitän Norbert Lautner (Kavalier der Lüfte 2016), Harald Rossol (Kavalier der Lüfte 2020), Jürgen R. Grobbin (Radio 90vier) und Dr. med. Peter Krupp (Kavalier der Lüfte 2007). Foto: Fred Vosteen

Es weht ein neuer Wind über die Startbahn in Hatten
Der Flugplatz Oldenburg-Hatten, Wulfsweg 6, 26209 Hatten, mit der ICAO-Kennung EDWH, wurde 1963 von Mitgliedern des Oldenburger Motorflug-Vereins gegründet und aus alten Luftwaffenbaracken der 40er Jahre aufgebaut. Zu den Initiatoren gehörte der bekannte Flieger Gerd Achgelis.

Technische Angaben zum Platz:
Runway: 900m x 40m, GRAS / RWY 06, TKOF 666 m, LDG 596 m / RWY 24, TKOF 596 m, LDG 666 m
Aircraft: 2000 kg, PPR for Beach Baron, Cessna 303 +337, Piper PA 23 + PA34 und/and BN-2, Helicopter 5700 kg, Motorsegler (GLDP), Segelflugzeuge (GLD), Ballon.

Die Flugbewegungen in Hatten gingen in den letzten Jahren immer weiter zurück, einige Flugzeugbesitzer wechselten an andere Flugplätze und weniger Gäste flogen ein, erzählt Harald Rossol.

Für die beiden Piloten Harald Rossol und Olaf Lühring bot sich die einmalige Chance, den Flugplatz Hatten im Jahre 2016 mit allen Einrichtungen zu kaufen. Die Anlagen, der Tower und das Restaurant wurden grundsaniert; weitere Hallen sind bereits in Planung. Ebenso steht der Erwerb eines Segelflugzeugs für den Flugplatz auf der Wunschliste.

Die Grasbahn wird heute von einem hauptamtlichen Platzwart auf Golfplatzniveau gehalten, berichtet Harald Rossol.


YAK 52
Doch die ganz große Leidenschaft von Harald Rossol ist die Fliegerei. Die Begeisterung ist fast grenzenlos, wenn er mit seiner YAK 52 in den Himmel steigen darf und beim Kunstflugprogramm Loopings, Rollen und enge Kurven fliegen kann. Seine YAK ist eigens für den Kunstflug umgerüstet worden.

Rossol sagt: „Die Yak-52 leistet maximal 400 PS. Die Yak-52 wurde im Jahr 1988 in Rumänien gebaut. Zu Zeiten des Warschauer Paktes dienten solche Yaks Mig-19-Piloten als Schulungsmaschinen. „Deshalb hat sie auch ähnliche Flugeigenschaften wie ein Düsenflieger“, erklärt Harald Rossol.

Russische Technik hat den Ruf besonders robust zu sein. Doch auch unsere Flieger unterliegen strengen Kontrollen. Luftfahrzeug-Instandhaltung wird von einem Instandhaltungsbetrieb – unter Beachtung der Verordnung zur Prüfung von Luftfahrtgerät (LuftGerPV) – am Flugzeug und dessen Komponenten durchgeführt, um das Fluggerät sicher und betriebsbereit für den täglichen Flugbetrieb zu halten. Viel Zeit, betont Rossol, nimmt das Hobby aber dennoch in Anspruch, denn wir Piloten müssen in Übung bleiben und es geht mindestens einmal in der Woche an den Start. Der Hangar ist unser zweites Wohnzimmer geworden und noch wichtiger für mich ist, dass meine Frau Sandra Rossol mich bei meinem Hobby voll und ganz unterstützt, sagt der frisch vermählte Ehemann Harald Rossol.

Beim neuen Kavalier der Lüfte Harald Rossol spürt man bei jedem Satz die große Leidenschaft zur Fliegerei und für die Zukunft ist das letzte Kapitel aus dem Leben des Piloten Rossol noch lange nicht geschrieben.


Norbert Lautner, Kavalier der Lüfte 2016, berichtet: „Vorgeschlagen zur Ehrung haben wir unseren neuen „Kavalier der Lüfte” Harald Rossol besonders aber wegen seiner Liebe zu allem, was irgendwie fliegt, wegen seiner Kameradschaftlichkeit und seinem unermüdlichen, vielseitigen Bemühen für die allgemeine und kleine Fliegerei.

In den von Gerd Achgelis aufgestellten Statuten steht zu lesen: „Dieser Preis wird gestiftet, um die fliegerische Moral und Disziplin zu fördern und zu erhalten”… „Die für die Ehrung in Aussicht genommene Persönlichkeit soll charakterlich und kameradschaftlich qualifiziert sein”.

Geehrt wird Harald Rossol, weil er gemeinsam mit seinem Fliegerfreund und Geschäftspartner Olaf Lühring den Flugplatz Hatten erhalten hat und dadurch ein Zentrum der Begegnung für Luftsportbegeisterte in Norddeutschland geschaffen hat.

Unser neuer Kavalier der Lüfte hat ein ausgeprägtes Sozialgefühl und er ist darüber hinaus in Ehrenämtern in Organisationen (Sommer 2020: Geschäftsführung der gemeinnützigen Betreibergesellschaft Telescopium in Lilienthal) und anderen Vereinen, z.B. der Blühfläche Lilienthal, aktiv. Alle diese hohen Eigenschaften verbinden wir mit dem neuen „Kavalier der Lüfte” 2020, Harald Rossol.


Mit der Ernennung zum Kavalier der Lüfte überreichte Horst Rüdiger und Dr. med. Peter Krupp auf dem Flugplatz Hatten die eigens für diesen Anlass neu entwickelte Fliegerspange in Gold.


Öffentlichkeitsarbeit Kavalier der Lüfte:
Fred Vosteen, 26. 10. 2020
fred.vosteen@ewetel.net
Tel. 0441 602 999

 

2019 – Kapitän a.D. Dieter Krauss

Lufthansa Kapitän a.D. Dieter Krauss zum 53. Kavalier der Lüfte ernannt
Als frischgebackener Pilot durfte ich im Cockpit der Super Constellation von heute auf morgen mein Fernweh stillen

Verleihung des Wanderpreises „Kavalier der Lüfte” geht an Dieter (Didi) Krauss v.l.n.r.: Dr. med. Peter Krupp, Heiko Gesierich (Kavalier der Lüfte 2018) gratuliert Didi Krauss, dem neuen Kavalier der Lüfte 2019, rechts daneben Norbert Lautner. Foto: Fred Vosteen

Am 25. Oktober 2019 trafen sich 66 Piloten und Freunde der Fliegerei zum traditionellen Fliegerabend in Hude.

Die diesjährige Veranstaltung fand erstmals im Nordenholzer Hof statt. Alljährlich wird im Rahmen dieser Veranstaltung eine Person, die sich in der Fliegerei verdient gemacht hat, mit der Ernennung zum „Kavalier der Lüfte“ geehrt. Dem jeweiligen Kavalier der Lüfte wird der vom berühmten Kunstflieger und Flugzeugbauingenieur Gerd Achgelis (*16. Juli 1908 in Golzwarden, † 18. Mai 1991 in Hude) gestiftete Wanderpreis „Huder Mönch“ überreicht.


Im Anschluss an die Begrüßungsworte, vorgetragen von Dr. med. Peter Krupp, kündigte Norbert Lautner (selbst Kavalier der Lüfte 2016) den diesjährigen Referenten, Flugkapitän a D. Dieter Krauss, aus Hamburg an.


„Didi”, wie ihn seine Freunden nennen (geboren am 24. April 1935 in Künzelsau, Baden-Württemberg), beginnt seinen Vortrag mit den Worten:

„Während des Zweiten Weltkrieges wohnten wir ca. einen Kilometer entfernt vom Luftwaffeneinsatzhafen der Me 262 und später auch der He 177 in Schwäbisch Hall-Hessental. Dieser Platz wurde nach der Einnahme durch US-Truppen sofort wieder für Nachschubflüge genutzt. Durch diese Erlebnisse und die Eindrücke wurde mein Wunsch, Verkehrsflugzeugführer zu werden, entscheidend geprägt. Die Frage, die sich mir stellte, war, wie finde ich einen entsprechenden Ausbildungsplatz.

Durch kuriose Fügung stieß ich auf dem wohl denkbar außergewöhnlichsten Ort für Berufsplanung, dem „Stillen Örtchen“, auf eine Annonce, abgedruckt auf zeitgenössischem Toilettenpapier: „Anwärter für Fluglotsen gesucht”
Mein Start ins Berufsleben zum Fluglotsen erfolgte mit der Ausbildung am Flughafen München-Riem und der Anstellung in Stuttgart-Echterdingen. Dieser Flugplatz wurde halb zivil und halb von der US Army genutzt. Ich erinnere mich, dass ich damals der jüngste deutsche Fluglotse war. Durch den Anblick der startenden und landenden Verkehrsflugzeuge verdichtete sich mein Wunsch, selbst zu fliegen, und frei nach dem Motto: „Träume nicht dein Leben – lebe Deinen Traum – nur Fliegen ist schöner”, war mein weiterer Berufsweg vorbestimmt. Nach bestandener Aufnahmeprüfung ging es 1958 endlich auf die Verkehrsfliegerschule nach Bremen.

Nach meiner Ausbildung zum Piloten durfte ich 1960 als Co-Pilot auf dem Flaggschiff der damaligen Zivil-Luftfahrt, der Super-Constellation der Firma Lockheed, erstmals im Cockpit Platz nehmen. Didi Krauss schwärmt noch heute von der Super-Constellation und sagt: „Sie ist für mich auch heute noch der eleganteste Airliner”.

Zur Besatzung der Super-Constellation (Pilot, Co-Pilot und Flugingenieur) zählte neben einem Funker auch ein Navigator. Der Navigator konnte mittels eines Sextanten, der durch die Decke im Cockpit nach außen geführt wurde unsere Position bestimmen.

Die Super Constellation L 1049 G der Deutschen Lufthansa (D-ALIN) auf dem Museumsgelände in Hermeskeil. Didi Krauss sagt: „In dieser Maschine habe ich viele Stunden im Cockpit verbracht und natürlich habe ich sie in Hermeskeis besucht. Sogar die Innenausstattung war noch im Original-Zustand.” Der wohl bedeutendste Flug dieser Maschine war die Reise von Dr. Konrad Adenauer am 8. September 1955 nach Moskau, wobei Dr. Adenauer durch geschicktes Verhandeln die Freilassung von vielen deutschen Kriegsgefangenen erreichte. Fotoarchiv: Ingo Kulz, Oldenburg

 

Didi Krauss erinnerte sich noch an seinen ersten Flug, der ihn mit zahlreichen Zwischenstopps bis nach Rio de Janeiro führte. Der Flug führte auf den Südatlantik hinaus mit Kurs auf Rio. Oft standen Reihen von Gewittern vor der Küste und ein Wetterradar gab es zu dieser Zeit ja noch nicht. Über 30 Stunden waren wir damals unterwegs.

Heute wird die Strecke Nonstopp mit einem Jumbo Jet in knapp 12 Stunden geflogen. Als Jugendlicher waren für mich Kontinente wie Amerika oder Asien unerreichbar gewesen. Doch als frischgebackener Pilot durfte ich nun von heute auf morgen mein Fernweh stillen und lernte entfernte Kontinente kennen.
Anfang der 60er Jahre verlief die Flugzeugentwicklung in großen Sprüngen – die Boeing 707 wurde nun das neue Flaggschiff der Lufthansa. Sie flog doppelt so schnell, doppelt so hoch, mit der doppelten Anzahl Passagieren im Vergleich zur Super Constellation und ging ab wie eine Rakete, schwärmt Didi Krauss, der als Erster Offizier gleich bei der Indienststellung im Cockpit saß. Didi erinnert sich, dass mit der „Düse” die Flieger noch einmal sicherer wurden. Er selbst brauchte während seiner gesamten fliegerischen Laufbahn niemals ein aus sich heraus defektes Triebwerk abstellen. Nur einmal wegen Vogelschlag erinnert sich Didi, als er Anfang der 70er Jahre mit der 707 Hilfsgüter nach Lahore in Pakistan fliegen sollte. Ein für Didi kaum erwähnenswerter Vorfall ereignete sich auf dem Flug von Australien nach Singapur. Das Bugfahrwerk wollte nicht ausfahren. Doch das war kein dramatisches Ereignis, denn kurzerhand kletterte ein Crewmitglied in den sogenannten „Keller“ unter dem Cockpit, um das Bugrad von Hand heraus zu kurbeln. Einzig ein hochrotes Gesicht und ein durchgeschwitztes Hemd zeugten vom kräftezehrenden Einsatz. Die Landung erfolgte ohne Probleme unter dem Beifall der am Flugfeld wartenden Techniker, erinnert sich Didi Krauss.

Im Jahre 1967 wurde ich während meines Einsatzes auf der zweimotorigen Convair Metropolitan zum Kapitän befördert. Ab 1968 flog ich die Boeing 737, ab 1971 die 707, ab 1976 die DC-10 und schließlich den Jumbo, die Boeing 747-200, als krönenden Abschluss meiner beruflichen Laufbahn bei der Lufthansa.

Schöne Erlebnisse ergaben sich während der vielen Flüge. Einer dieser Flüge führte mich Mitte der 80er Jahre wieder einmal nach Südamerika. Eine Stewardess fragte, ob Mitglieder des Formel-1-Rennstalls mal kurz nach vorne ins Cockpit dürften. Die Sicherheitsvorschriften waren damals noch etwas lockerer als heute. Wenig später schauten uns die bekannten Formel-1-Rennfahrer über die Schulter. Zwischen uns entwickelte sich eine nachhaltige Freundschaft, und auch wir Piloten durften später die Rennfahrer in den Boxen an den Rennstrecken besuchen.

Unvergessen für mich ist, dass ich zum Ende meiner beruflichen Fliegerlaufbahn, von 1986 bis ins Jahr 2000 in einem der schönsten historischen Flugzeuge, der 1986 restaurierten Ju 52, als Flugkapitän im Cockpit gesessen habe. Weitere schöne Erlebnisse durfte ich an Bord einer amerikanischen Catalina erleben. Die Consolidated PBY „Catalina” war ein zweimotoriges Seeaufklärungsflugzeug des US-amerikanischen Herstellers Consolidated Airkraft von 1935 bis 1945. Aufgrund der großen Reichweite – die „Catalina“ konnte bei 200 km/h fast 24 Stunden in der Luft bleiben – war die PBY für die Fernaufklärung und die Sicherung von Geleitzügen geeignet. Es war auch die Catalina, die am 26. Mai das deutsche Schlachtschiff Bismarck sichtete. Die Bismarck versank einen Tag später etwa 550 Seemeilen (etwa 1000 Kilometer) westlich von Brest bei den Koordinaten 48° 10′ Nord, 16° 12′ West in den Fluten.


In einem Mix aus historischen Filmaufnahmen und Wortbeiträgen fesselt Didi Krauss seine Zuhörer in den Räumen des Nordenholzer Hofs.
Vielleicht ist es der Beitrag über die Super-Constellation, dem einstigen Stolz der Deutschen Lufthansa-Flotte, der an diesem Abend kaum aktueller hätte sein können. Nur wenige Tage alt ist die Meldung in der Presse, dass die Restaurierung der Super-Constellation (Lockheed L-1649A Super Star) in Amerika abgebrochen und sie in Einzelteile zerlegt, auf dem eigens angemieteten Frachtschiff „Industrial Dart” in eine Lagerhalle nach Bremen verfrachtet wurde. Didi Krauss berichtet über die Entwicklung vom Kauf bis zur Restaurierung der Lockheed L-1649A Super Star und die anwesenden Gäste erfahren auch, dass er und ein befreundeter Journalist dieses kühne Projekt vor mehr als zehn Jahren ins Leben gerufen haben.

Nur wenige Monate, vielleicht nur Wochen vor ihrem Erstflug kam von der Lufthansa-Leitung das endgültige Aus. Nicht nur Didi zeigte sich von dieser Wende enttäuscht, sondern auch viele Fliegerfreunde übten massive Kritik daran, dass nach geschätzten 100 Millionen Euro Investitionskosten sprichwörtlich „die Flinte zu früh ins Korn geworfen” wurde. Fachleute berichten davon, dass die Arbeiten an der Lockheed L-1649A Super Star bereits zu mehr als ca. 85% fortgeschritten waren.

Sie folgte der Ju 52, die im Jahre 2018 ein gleiches Schicksal ereilte. Geplant war, dass beide Flugzeuge zum 100. Geburtstag der Deutschen Lufthansa im Jahre 2026 als Prestigeobjekte und Werbeträger positive Schlagzeilen machen sollten.


An einen Ruhestand denkt Didi Krauss aber noch nicht. Seine große Leidenschaft gehört schon länger der „kleinen Fliegerei”. Gemeint sind die kleinen einmotorigen und historischen Flugzeuge, wozu auch die Focke Wulf 44 „Stieglitz” zählt, die er gemeinsam mit anderen Piloten besessen hat.

Dieter Krauss vor der Focke Wulf 44 „Stieglitz”. Foto: Fred Vosteen

 

Sie wurde 1935 gebaut, also genau ein Jahr, bevor Didi Krauss geboren wurde. Eher bescheiden erwähnt Didi, dass er über 24000 Flugstunden als Pilot im Cockpit verbracht hat und sehr viele Flugzeugmuster fliegen durfte. Er hat dabei den Atlantik viermotorig, dreimotorig, aber auch zweimotorig und sogar einmotorig überquert.

Kaum eine bedeutende Flugschau, auf der Didi nicht dabei war. In zahlreichen Interviews zu Fernseh- und Rundfunksendungen war er bei Themen rund um die Fliegerei ein kompetenter Gesprächspartner.


Mit Stewardess „Babs” in den Hafen der Ehe geflogen
Nicht vergessen möchte ich, vom allerschönsten Erlebnis meiner fliegerischen Laufbahn zu berichten, sagt Didi Krauss.
Es war im Jahre 1970, als ich mit der Boeing 737 auf dem Flug von Frankfurt nach Bremen meine spätere Ehefrau Barbara (Babs) kennengelernt habe. „Babs” war als Stewardess an Bord und von diesem Augenblick an wurde sie zur großen Liebesgeschichte in meinem Leben, die bis heute über 41 Jahre anhält, schwärmt Didi Krauss.

Flugkapitän Dieter Krauss mit Stewardess und späterer Ehefrau Barbara: Fotoarchiv: Dieter Krauss

Mit Hilfe der Einsatzplanung (heute macht das alles der Computer) hatte ich die Möglichkeit, dass wir dienstlich gemeinsam auf der 707 und der DC-10 die Welt erkundeten.
Mit der Geburt unserer Tochter Julia war das Eheglück perfekt – ich konnte beide gelegentlich auf der Boeing 747 mitnehmen.
Es war „Babs”, die mich bei meinen fliegerischen Unternehmungen immer unterstützt und mir den Rücken freigehalten hat und darum gebührt ihr mein ganz besonderer Dank, sagt der heute 83-Jährige Didi Krauss.


Heiko Gesierich, Kavalier der Lüfte 2018, erklärte in seiner Laudatio: „Vorgeschlagen zur Ehrung haben wir unseren neuen „Kavalier der Lüfte” besonders aber wegen seiner Liebe zu allem, was irgendwie fliegt, wegen seiner Kameradschaftlichkeit und seinem unermüdlichen, vielseitigen Bemühen für die allgemeine und kleine Fliegerei.

In den von Gerd Achgelis aufgestellten Statuten steht zu lesen: „Dieser Preis wird gestiftet, um die fliegerische Moral und Disziplin zu fördern und zu erhalten”… „Die für die Ehrung in Aussicht genommene Persönlichkeit soll charakterlich und kameradschaftlich qualifiziert sein”. Alle diese hohen Eigenschaften verbinden wir mit dem neuen „Kavalier der Lüfte” 2019, Dieter Krauss”.

Bericht von Fred Vosteen, 26. 10. 2019


 

 

2018 – Heiko Gesierich

Vom „Puffifahrer” zum Kavalier der Lüfte – Heiko Gesierich

Leidenschaftlicher Segelflieger und Vizepräsident des Deutschen Aero-Clubs Landesverband Niedersachsen zum 52. „Kavalier der Lüfte“ ernannt

Hude. Am zurückliegenden Freitag begrüßte Dr. med. Peter Krupp ca. 60 Piloten und Freunde der Fliegerei zum traditionellen Fliegerabend in Hude. Besondere Grüße gingen diesmal auch an anwesende Familienangehörige von Gerd Achgelis (Stifter des Wanderpreises), Günter Bertram vom DAeC und an den 95-Jährigen Hans-Ulrich Gaserow, der eigens aus seinem Wohnort auf Mallorca angereist war.

Die Veranstaltung fand, wie schon im letzten Jahr, in Burgdorfs Hotel statt. Alljährlich wird im Rahmen dieser Veranstaltung eine Person, die sich in der Sportfliegerei verdient gemacht hat, mit der Ernennung zum „Kavalier der Lüfte“ geehrt. Dem jeweiligen Kavalier der Lüfte wird der vom berühmten Kunstflieger und Flugzeugbauingenieur Gerd Achgelis (*16. Juli 1908 in Golzwarden, † 18. Mai 1991 in Hude) gestiftete Wanderpreis „Huder Mönch“ überreicht.

Empfänger dieser in Fliegerkreisen geschätzten Auszeichnung ist in diesem Jahr Heiko Gesierich.

 

 

Heiko Gesierich, der frischgewählte Kavalier der Lüfte 2018 im Cockpit. Foto: Bianca Gesierich.

In seiner Laudatio erklärte Flugkapitän Norbert Lautner:
„Dem diesjährigen Kavalier der Lüfte wurde das Fliegen geradezu in die Wiege gelegt. Sein Vater, selbst ein passionierter Segelflieger, nahm ihn von Kleinkindesbeinen an immer wieder mit zur „Großen Höhe”, wo er den Segelflug als einen  selbstverständlichen Teil des Lebens betrachten lernte.

Schon als Vierjähriger saß er mit im Flugzeug und konnte es über die in der Jugend so endlos erscheinenden Jahre nicht erwarten, endlich selber die Hand an den Steuerknüppel zu bekommen. Schon seit dem 1. 3. 1978 ist er Mitglied im DAeC Landesverband Niedersachsen. Er fieberte seinem 14. Geburtstag entgegen, in dessen Anschluss er dann endlich mit der Segelflugausbildung beginnen konnte. So erwarb er zum frühestmöglichen Zeitpunkt den Luftfahrerschein für Segelflugzeug-führer und wurde mit jungen 22 Lebensjahren schon Fluglehrer für den Segelflug im Landesverband Niedersachsen.

Die Zeit bis zum ersehnten Beginn der Segelflugausbildung füllte er aus als sogenannter „Puffifahrer (1)“ und als Helfer in allen Bereichen des Segelflugbetriebes.

Seine Schulung hat Heiko Gesierich auf den Segelflugmodellen Ka8 und Ka6, die er sehr geliebt hat, vollbracht. (lt. Wikipedia: Die Ka 6, Erstflug im Jahr 1955; Produktionszeit von 1955–1970, insbesondere das Muster Ka 6E, stellt den Höhepunkt und das Ende in der Entwicklung von Segelflugzeugen in reiner Holzbauweise bei der Firma Schleicher dar. Sie wurde als einsitziges Hochleistungssegelflugzeug entwickelt und befindet sich noch immer im Einsatz. Die Ka 6 bekam den Beinamen Rhönsegler).
Unser Kavalier nahm an vielen Wettbewerben teil unter anderem in Österreich und Spanien. Zu den Leistungsflugzeugen, die von ihm dabei bewegt wurden, zählen der Phoebus, DG 100 und ganz besonders der Janus. Den Leistungssegelflug hat er mittlerweile für die Arbeit im DAeC Landesverband hintenangestellt, ist aber im Norden Niedersachsens weiterhin mit dem Reisemotorsegler viel unterwegs. Heiko Geseirich ist auf dem Segelfluggelände groß geworden und er ist ein leidenschaftlicher Segelflieger aber er schmäht nicht die Motorfliegerei und dementsprechend hat er auch die Lizenz für Motorsegler gemacht.
Neben den echten TMG (Touring Motor Glider) wie Samburo, Taifun und Dimona hat er auch Segelflugzeuge mit Hilfsantrieb wie PIK 2oE und DG 800 bewegt. Auf der „Küstenklatschwelle” war zu hören, dass er selbst die Bundeswehr mit seinen fliegerischen Künsten auf dem TMG begeistern konnte und sich als Obergefreiter damit Vorteile und Ansehen erarbeitete.“

 

 

Aufnahme: V.l.n.r. Heinz-Dieter Bonsmann, Norbert Lautner, Heiko Gesierich (Kavalier der Lüfte), Dr. med. Peter Krupp und Horst Rüdiger. Foto: Fred Vosteen

Und weiter in der Laudatio:
„Unermüdlich bringt sich der Kavalier der Lüfte 2018 im Rahmen der Verbandsarbeit in der Luftraumarbeit ein. Seit Ende des letzten Jahrtausends ist er der niedersächsische Vertreter im Luftraumausschuss. Seine Kontakte in die DFS (Deutsche Flugsicherung) Niederlassung Bremen sind sehr gut und belastbar. Das wird unterstrichen durch die im zweijährigen Rhythmus stattfindenden Fluglehrerauffrischungsseminare, die in den Räumlichkeiten der DFS stattfinden. Mitglied der Segelflugkommission des LVN ist er gefühlt eine Ewigkeit. Bei der Beschaffung der Förderflugzeuge Discus 2b und neuerdings ASK 21 konnte er seine ganze berufliche Erfahrung als Vertriebsmann zum Wohle der Segelflieger einbringen.

Seit 2008 ist der heute 51-Jährige Heiko Gesierich zusätzlich Vizepräsident des Deutschen Aero Club LVN. Er begleitet und unterstützt die Präsidentin des LVN bei manchem schweren Gang in die Gremiensitzungen und hat sich dabei durch seine klare Sprache Gehör verschafft“.

Zum Höhepunkt des Abends bekam Heiko Gesierich die Silbertrophäe, in die sein Name eingraviert ist, als Wanderpreis überreicht. Zur Erinnerung an diese Ehrung erhielt er aus der Hand des „Kavaliers der Lüfte“ des Jahres 2014, Heinz-Dieter Bonsmann, der noch die legendäre Junkers JU 52 (Tante JU) eigenhändig geflogen hat, eine Junkers Uhr, Serie Cockpit JU 52, einen schönen Flieger-Chronographen mit der Inschrift „Kavalier der Lüfte 2018“.

Schon zur festen Tradition der Fliegertreffen zählen die Gastvorträge über Themen aus der Luftfahrt. An diesem Abend referierte der Historiker und Gastreferent Karl-Heinz Knief über „Geheime Rüstungsprojekte der Fa. Focke-Achgelis-Werke in den Jahren 1939-1945 an Produktionsstandorten in Norddeutschland. Karl-Heinz Knief hat in seinem Vortrag anhand von zahlreichen Dokumenten, Bildern und Protokollen von Zeitzeugenaussagen Projekte aus dem Bereich Raketentechnik sowie Hubschrauber-Entwicklung erläutert. Knief, der seine Nachforschungen weiter fortsetzen möchte, sagt bereits heute, dass in Delmenhorst Luftfahrtgeschichte geschrieben wurde.

(1) (Der „Puffifahrer“ schleppt mit einem Fahrzeug Segelflugzeuge am Boden zum oder vom Einsatz, zieht das Windenseil aus und übernimmt Boten- und Fahrdienste jeglicher erforderlicher Art im laufenden Segelflugbetrieb).

2017 – Joe Rimensberger

Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein…

Schweizer Luftfahrthistoriker und Luft-Luft Fotograf Joe Rimensberger ist der 51. Kavalier der Lüfte

von links: Dr. med. Peter Krupp, Joe Rimensberger, Norbert Lautner und Horst Rüdiger

Hude. Auf dem traditionellen Fliegerabend „Kavalier der Lüfte” am zurückliegenden Freitag konnte Dr. med. Peter Krupp ca. 60 Piloten und Freunde des Luftsports im  Huder „Burgdorfs Hotel & Restaurant” begrüßen.

Als geladener Ehrengast sagte der Bürgermeister der Gemeinde Hude Holger Lebedinzew: „Er selbst habe eine besondere Nähe zur Luftfahrt, weil sein Sohn Jonas die Ausbildung bei der Lufthansa zum Nachwuchsflugzeugführer erfolgreich absolviert habe. Hart ins Gericht dagegen ging der Bürgermeister mit den zunehmenden Attacken mit Laserpointern gegen die Cockpitmitarbeiter. Völlig unverständlich sei ihm, wie es möglich sei, dass in Deutschlanfd jedermann sich eine Flugdrohne zulegen könne und diese auch benutzen dürfe. Hier werde ein neues unkontrollierbares Sicherheitsrisiko für den Luftverkehr billigend in Kauf genommen. Abschließend sagte Holger Lebedinzew, er hoffe sehr, dass hier in absehbarer Zeit durch einschlägige Gesetze die erforderlichen Nutzugsverbote geregelt werden.

Im Mittelpunkt des Luftsporttreffens 2017 stand die Verleihung des begehrten Wanderpreises „Kavalier der Lüfte“. Dieser Preis wurde im Jahr 1967 vom legendären Huder Kunstflieger Gerd Achgelis  (* 16. Juli 1908 in Golzwarden, Großherzogtum Oldenburg; † 18. Mai 1991 in Hude) gestiftet.

Ehrengast und Vortragender auf dem diesjährigen Fliegerabend war der 85-Jährige Joe Rimensberger aus der Schweiz. Mittels einer Powerpoint-Präsentation übernahm „Joe” die Regie am Pult.

„Im Sommer 1939, jeden Tag zur selben Zeit, flog ein großes silbernes, donnerndes, zweimotoriges Flugzeug unweit vom Elternhaus, westlich von Lausanne, vorbei. Dann erfuhr ich, dass es eine der legendären DC-2 – vielleicht aber auch eine sehr ähnliche DC-3 – der Swiss Air Lines war. Diese Erscheinung könnte wohl am Ursprung meiner Leidenschaft zur Fliegerei gewesen sein.“

Mit diesen Worten eröffnete Paul Josef (Joe) Rimensberger seinen Bildvortrag, den er im Hotel Burgdorf in Hude anlässlich der Verleihung des Ehrenwanderpreises „Huder Mönch“ an einen „Kavalier der Lüfte“ hielt.

Was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnte: Er war aus der Schweiz angereist, um selbst die Ehrung zu erfahren und als 51. „Kavalier der Lüfte“ mit dem im Jahre 1967 von Gerd Achgelis gestifteten Preis ausgezeichnet zu werden. Die Mitglieder des Verleihungsausschusses erklärten: Joe Rimensberger ist ein außerordentlich liebenswürdiger Mensch. Aber was ihn besonders als einen „Kavalier der Lüfte“ qualifiziert, ist seine Leidenschaft, mit der er kunstvoll Flugzeuge ins Bild setzt und das aus ganz ideellen Beweggründen.

Joe Rimensberger wurde 1932 in der Nähe von St. Gallen in der Ostschweiz geboren und wuchs am See Léman bei Lausanne auf. Als er als Junge dann immer wieder fasziniert den donnernden „Silbervögeln“ nachschaute, die von Zürich–Dübendorf aus im langen Endanflug auf Genf-Cointrin flogen, war ihm gewiss, dass Flugzeuge einmal einen Teil seines Lebens ausmachen würden. Das erfüllte sich schon bald darin, dass er zuerst mit der Voigtländer Kamera seines Vaters auf schwarz-weiß Rollfilm und später mit der 35mm Kodak Retina Reflex alle vom Boden aus erreichbaren Flugzeuge ablichtete. So wurde Joe Motivjäger in Sachen Flugzeuge. Nach dem Abitur stand am Anfang seines Berufslebens aber erst einmal die Aufgabe eines und Theater- und Verlagsangestellten. Später im Jahr 1956 wechselte er dann zur Fotoindustrie Kodak Schweiz, was ihm die Grundlagen für seine Leidenschaft, Flugzeuge zu fotografieren, optimierte. Er verbrachte unzählige Stunden auf den Vorfeldern von Flugplätzen, um alles zu fotografieren, was sich in die Luft erheben konnte. In den frühen Zeiten seiner Passion genügte ein Anruf bei den Flughafenaufsichten und Joe durfte seiner Leidenschaft nachgehen. Als dann später als Folge von sich zugetragenen Flugzeugentführungen die Sicherheitsbestimmungen immer schärfer wurden, war es nicht mehr so einfach, den Zugang zu Flughäfen zu bekommen. Diese neue Situation lenkte „Joes” Interesse auf fliegerische Aktivitäten von klassischen Fluggeräten, die von Museen und privaten Sammlern in mühsamer Arbeit restauriert und flugtüchtig erhalten und auf Flugtagen vorgeführt werden und bei der Produktion von Spielfilmen zum Einsatz kommen. Daraus ergab sich für ihn eine Vielzahl von Gelegenheiten, Kontakte und Freundschaften zu Besitzern, Fliegern und Mechanikern solcher Maschinen aufzubauen und diese aus nächster Nähe zu betrachten, aber eben immer noch nur vom Boden aus.

Aber dann, an einem heißen Sommertag im Jahr 1981, erfreute sich Joe Rimensberger der Gelegenheit, in einem Flugzeug Platz zu nehmen, um aus der Luft seine ersten Aufnahmen eines fliegenden Flugzeuges zu machen. Die Maschine, aus der heraus er fotografierte, war eine De Havilland DH-60GIII Moth Major, stationiert in Lausanne-La Blécherette, die in Formation mit einer Tiger Moth flog. Seither all die Jahre hindurch machte „Joe” unzählige Fotos von fliegenden Flugzeugen vom Flugzeug aus und wenn sich die Gelegenheit bietet, klettert er noch heute, inzwischen mit digitaler Kamera bewaffnet, in ein Flugzeug, um dieser Leidenschaft zu frönen. All die Bekanntschaften und Freundschaften, die er auf Flugfeldern in ganz Europa angebahnt hatte und seine Sprachkenntnisse in Deutsch, Schweizer Deutsch, Englisch und Französisch, kamen ihm dabei zugute. Mehr als 900 Stunden verbrachte „Joe” im offenen Doppeldecker, in zum Fotografieren präparierten Kabinenflugzeug oder – bei ausgebautem Heckfenster – im Heck der Rockwell QV-10 Bronco angeschnallt, um die zum Teil atemberaubenden Aufnahmen von Flugzeugen aller Art zu machen, die seiner Kamera von den besten der guten Piloten im Flug präsentiert wurden. So entstanden unzählige schöner Aufnahmen, von denen so manche einen Platz in Luftfahrtmagazinen, in Kalendern oder sonstigen Publikationen gefunden haben. Die Triebfedern seines Werkes aber sind sein Idealismus und seine Leidenschaft für Fluggeräte. In diesem Sinne freut er sich besonders darauf, den Nachlass an Bild- und Filmaufnahmen von Gerd Achgelis in die Hand zu bekommen, um diesem einen weiteren Platz in den Archiven der Luftfahrtgeschichte zu sichern.

Es waren beeindruckende Aufnahmen aus mehr als 70 Jahren der Luftfahrtgeschichte, kommentiert mit charmantem schweizer Akzent, die Rimensberger als Motivjäger in Sachen Flugzeuge bekannt gemacht haben. Joe Rimensberger sagte: „Manche Aufnahmen kamen erst nach jahrelanger Vorbereitungszeit und manchmal auch viel Überredungskunst zustande. Ich musste über Funk oder per Handzeichen aus meiner Maschine eine Formation aufbauen oder mal eben im Messerflug mehrmals über das zu fotografierende Motiv hinwegfliegen”.

Ein tosender Applaus der Gäste im Saal war am Ende der Präsentation der Lohn für den einzigartigen Ausflug in die bebilderte Luftfahrgeschichte.

Norbert Lautner, Lufthansa Kapitän und „50. Kavalier der Lüfte” aus dem Jahre 2016 sagte: „Kennengelernt habe ich „Joe” als bescheidenen, sich im Hintergrund haltenden Menschen, in Rechlin beim Formationstraining der Berlinstiftung. Ich kenne ihn als furchtlosen Mitflieger beim Formationstraining im engsten Verbandsflug ebenso wie durch seine verwegenen Aufnahmen aus einer offenen Jak 52 bei extremen Wetter.

Norber Lautner führte weiter aus: „Neben seiner außergewöhnlich liebenswerten und verbindlichen Art zeigt er eine unermüdliche Leidenschaft für das kunstvoll in Szene setzen von Luftfahrtzeugen. Mittlerweile ist er auch ein anerkannter Luftfahrthistoriker, der uns angeboten hat, den Bildnachlass von Gerd Achgelis zu sichten und zu sichern”. Diese besonderen Werte waren für den Ausschuss richtungsweisend in diesem Jahr die Auszeichung „Kavalier der Lüfte” an Joe Rimensberger zu vergeben.

Mit diesen Worten übereichten die Mitglieder des Ausschusses Dr. med. Peter Krupp, Norbert Lautner und Horst Rüdiger diese besondere Auszeichnung in Form eines geprägten Silbertellers an Rimensberger aus der Schweiz.

von links: Dr. med. Peter Krupp, Joe Rimensberger, Norbert Lautner und Horst Rüdiger

Keine 12 Stunden später sitzen wir, Norbert Lautner, Horst Rüdiger und Fred Vosteen mit Joe Rimensberger im Cockpit einer Bonanza Beech 35 (Baujahr 1956) von Ganderkesee nach Diepholz, um hier einen Vortrag unseres gemeinsamen 94-Jährigen Fliegerkameraden Hans-Ulrich Gaserow aus Mallorca zu verfolgen.

Natürlich hält „Joe” auch dieses Ereignis mit seiner Kamera fest und er sagt: „Meine Kameraden aus der Schweiz sind schon recht neugierig auf die Fotos aus Norddeutschland”.

Text und Fotos: Fred Vosteen

 

2016 – Norbert Lautner

Zum 50. „Kavalier der Lüfte“ ausgezeichnet wurde Norbert Lautner, begeisterter Modellflieger, Segelflieger, Fluglehrer und Flugkapitän auf Boeing 747 bei Lufthansa – „wegen seiner Liebe zu allem, was irgendwie fliegt“, wie der Laudator erklärte. Das Silbertablett mit den eingravierten 52 Namen wird fortan nicht mehr wandern, sondern bleibt in den Händen von Norbert Lautner, weil es keinen Raum für weitere Namen hergibt. Eine neue Silbertrophäe, nach Gestalt der von Gerd Achgelis gestifteten, wird die Namen der zukünftigen „Kavaliere der Lüfte“ tragen.

Norbert Lautner (Mitte) erhält am 14. 10. 2016 als 50. „Kavalier der Lüfte“ aus den Händen von Horst Rüdiger (l) und Dr. med. Peter Krupp den Pokal. Foto: Fred Vosteen

Flugkapitän der Deutschen Lufthansa wird 50. „Kavalier der Lüfte”
Von Gerd Achgelis gestifteter Wanderpreis geht an Norbert Lautner aus Hude

Vielstedt Auf dem traditionellen Fliegerabend „Kavalier der Lüfte” am zurückliegenden Freitag konnte Dr. med. Peter Krupp, mehr als 40 Piloten und Freunde des Luftsports im „Vielstedter Bauernhaus” in Hude begrüßen.

Horst Rüdiger, Mitglied des Verleihungsausschusses, sagt zur Wahl von Norbert Lautner: „Sein beruflicher Werdegang ist durchaus erwähnenswert. Vorgeschlagen zur Ehrung haben wir unseren neuen „Kavalier der Lüfte” besonders aber wegen seiner Liebe zu allem, was irgendwie fliegt, wegen seiner Kameradschaftlichkeit und seinem unermüdlichen, vielseitigen Bemühen für die allgemeine und kleine Fliegerei.

In den von Gerd Achgelis aufgestellten Statuten steht zu lesen: „Dieser Preis wird gestiftet, um die fliegerische Moral und Disziplin zu fördern und zu erhalten”… „Die für die Ehrung in Aussicht genommene Persönlichkeit soll charakterlich und kameradschaftlich qualifiziert sein”. Alle diese hohen Eigenschaften verbinden wir mit dem neuen „Kavalier der Lüfte” 2016, Norbert Lautner.

Der frischgebackene „Kavalier der Lüfte” Norbert Lautner sagt: „Eigentlich wollte ich Schiffskapitän werden, wie die meisten fränkischen Jungs zu meiner Zeit. Allerdings lebten wir neben dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr, und im „Kalten Krieg” flogen da jede Menge F-86, G-91, Hunter und Starfighter im Tiefstflug durch die Gegend. Für uns Vorschulkinder war es das Größte, den Piloten im Cockpit zu erkennen”.

Noch vor Norberts Einschulung war es ein Modellflugzeug auf einer benachbarten Wiese, das sein großes Interesse weckte. Schon bald wurde aus dem treuen Zuschauer Norbert ein begeisterter Modellflugzeug-Bastler und Modellflieger.

Norbert Lautner im Cockpit der restaurierten Beech Bonanza auf dem Flugplatz Ganderkesee (2016). Foto: Fred Vosteen

Ein großer Förderer meiner Fliegerleidenschaft war mein Vater, erinnert sich Norbert Lautner. Als ich 15 wurde, machte er mir dann den Vorschlag, mir das Segelfliegen zu ermöglichen, wenn ich dafür die Finger von Kleinkrafträdern ließe. Ich radelte fortan jedes Wochenende vom Wohnhaus meiner Eltern zum 10 km entfernten Zipser Berg (der Zipser Berg ist ein 552 m hoher Berg der Fränkischen Alb im Stadtgebiet von Pegnitz im Landkreis Bayreuth, Bayern), um vielleicht einen oder zwei Starts am Wochenende zu bekommen. Unter der Woche ging‘s oftmals auch dorthin, denn es mussten mindestens 100 Baustunden geleistet werden. Um mein Hobby finanzieren zu können, habe ich oft meine kompletten Sommerferien auf Baustellen verbracht, erinnert sich Norbert Lautner.

Nach Ende der Schule meldete sich Norbert Lautner 1981 zur Luftwaffe. In dieser Zeit, 1983, heiratete Norbert Lautner seine Frau Birgit. Mit Stolz sagt Norbert Lautner: „Sie war fortan immer an meiner Seite und wurde mein bester und treuester Copilot”.

Nach der Auswahlschulung auf Piaggio P 149 ging es dann bis 1985 in die fliegerische Grundausbildung nach Amerika. In Bergstrom Air Force Base bei Austin wurde ich dann auf mein Wunschmuster RF-4E Phantom geschult, erinnert sich Norbert Lautner.

1989 musste er dann auf den Tornado umschulen, der wegen seiner Tragflächenverstellung scherzhaft auch „Klappdrachen” genannt wird. Alles funktionierte nur noch elektrisch, und vorbei war die Zeit, in der man für die Navigation nur Kompass, Uhr und Karte brauchte, sagt Norbert Lautner.

Die Veränderungen bei der Luftwaffe, besonders aber das Muster Tornado haben in erheblichem Maße zu Lautners Entschluss beigetragen, der Luftwaffe den Rücken zu kehren und zur Lufthansa zu wechseln. Ende 1991 kam er dann an die Verkehrsfliegerschule in Bremen. Hier wurde Norbert Lautner zuerst als Fluglehrer für die zukünftigen Bundeswehr Transportflieger auf Beech Bonanza eingesetzt und dann später auf der Piper Cheyenne für das Fortgeschrittenentraining angehender Lufthansa-Piloten.

Zu dieser Zeit ließ er sich mit seiner Familie im neu errichteten Eigenheim in Hude nieder.

 

Luftaufnahme: Norbert Lautner im Cockpit der restaurierten Beech Bonanza im Flug über Mecklenburg-Vorpommern. Foto: (c) Joe Rimensberger (Schweiz)

Lautner erinnert sich an eine Begegnung mit total flugbegeisterten Menschen des Luftsportvereins Hude (LSV-Hude), die eine alte Beech Bonanza, Baujahr 1956, restaurieren und grundüberholen wollten. Er beteiligte sich natürlich auch an den Restaurierungsarbeiten und wurde so Mitbesitzer des Flugzeuges. Der Wiedereinstieg in den Segelflug war für den jungen Flugzeugführer bereits vorbestimmt und bald übernahm Norbert Lautner ehrenamtliche Funktionen, wie Vereins-Vorsitz und Ausbildungsleiter beim LSV-Hude.

Damit aber noch nicht genug für Norbert Lautner, den Flieger aus Leidenschaft. Als er gefragt wurde, ob er für zwei Wochen im Jahr fliegerische Jugendarbeit an der Jugendbildungsstätte Theodor Wüppermann in Juist machen würde, gab es nicht die geringsten Zweifel an einer Zusage. Lautner sagt: „Auch heute noch investiere ich dafür zwei Wochen meines Urlaubs. Es ist eine schöne Aufgabe, Jugendliche aus der deutschen und europäischen Industrie mit Hilfe von Erlebnispädagogik fachlich und charakterlich merklich vorwärts zu bringen und ihre Handlungskompetenz zu steigern.

Bei der Lufthansa ging es dann 1996 als F/O (F/O ist der Erste Offizier bzw. Kopilot) auf den Airbus A-300.

Von nun an flog Norbert Lautner parallel als Linienpilot und Fluglehrer und er sagt: „Es war eine tolle Zeit. Wir flogen die ganzen fliegerisch anspruchsvollen Ziele an, wie Asmara, Addis Abeba, Accra oder Aden. In den ehemaligen GUS Staaten Usbekistan, Kasachstan oder Ashgabat habe ich in meiner Freizeit unzählige Bergabenteuer erlebt”.

Im Jahr 2003 ging es nach weiterer Ausbildung für Lautner auf die MD-11; in Fliegerkreisen ein sehr anspruchsvolles Flugzeug. Die Mühen wurden mit so tollen Erlebnissen, wie einen Weltumrunder in 14 Tagen, belohnt, oder fünf Tage frei in Fairbanks, welche ich entweder zum Wandern oder Skifahren nutzte, schwärmt auch heute noch Norbert Lautner von diesen Flügen. 2005 ging es dann ins Kapitänstraining auf Boeing 737.

Auf dem Zenit seines Könnens scheute der heutige „Kavalier der Lüfte” kaum eine fliegerische Herausforderung. Als im Frühjahr 2010 der isländische Vulkan mit dem unaussprechlichen Namen seine Aschewolken über der nördlichen Hemisphäre verbreitete, wurde der gesamte kontrollierte Luftverkehr eingestellt. Ein schwerkranker Patient benötigte zum Überleben dringendst eine Blutstammzellenspende. Ein Spender war ausgemacht in Cardiff in Wales, aber ein schneller Transport mit einer Linienmaschine war nicht möglich. Spontan sprang Norbert Lautner ein und unternahm mit der Bonanza einen VFR-Flug (einen VFR-Flug bezeichnet man als einen Flug, der vom Piloten nach den hierfür gültigen Sichtflugregeln, englisch visual flight rules, durchgeführt wird) nach Cardiff, um die für den Patienten überlebensnotwenige Fracht dort abzuholen. Die Presse berichtete damals ausführlich darüber.

Aus der Sicht von Norbert Lautner zählt die B737, die bei den Fliegern den Spitznamen „Bobby” trägt, mit zu besten Flugzeugmustern, die er auf seiner langen Laufbahn fliegen durfte. Der Modernisierung der Lufthansaflotte geschuldet musste sich Norbert Lautner von seinem „Bobby” verabschieden. Fortan durfte Norbert Lautner den Airbus A320 fliegen. Doch der Ausflug mit dem A320 war nur von kurzer Dauer, denn aktuell befindet sich der neue „Kavalier der Lüfte” bereits wieder mitten in einer Ausbildung auf dem „Jumbo”, Boeing 747. Großes Lob und Anerkennung aus dem Kreis seiner Fliegerkameraden schlägt dem neuen „50. Kavalier der Lüfte” und Flieger aus Leidenschaft Norbert Lautner entgegen.

 

 

 

2015 – Johann Twietmeyer

Johann Twietmeyer wird zum „Kavalier der Lüfte” gewählt
Mit 75 Jahren noch einmal zurück ins Cockpit

Am zurückliegenden Freitag konnte Dr. med. Peter Krupp rund 50 Piloten und Freunde des Luftsports auf dem 49. Fliegerabend im „Vielstedter Bauernhaus” in Hude begrüßen.

49. Kavalier der Lüfte v.l.n.r.: Horst Rüdiger, Johann Twietmeyer und Dr. med. Peter Krupp. Foto: Fred Vosteen

Auf einem Bauernhof in Delmenhorst, in der Nähe der Focke-Achgelis-Werke, wuchs Johann Twietmeyer auf, der in den 20er und 30er Jahren immer wieder fasziniert beobachtete, wie von diesen Betriebsstätten außergewöhnliche Fluggeräte aufstiegen. Hier erlebte der junge Twietmeyer die Testflüge der ersten Hubschrauber, die unter der Bezeichnung Fw 61 und später als Focke-Achgelis Fa 61, als erste gebrauchsfähige Hubschrauber bekannt wurden.
Das beindruckte den jungen Twietmeyer so sehr, dass er im Alter von 14 Jahren eine Ausbildung als Segelflieger begann. Es war mein damaliger Klassenlehrer, der meine Begeisterung für die Fliegerei entdeckte und diese als aktiver Segelflieger auch förderte, erinnert sich Johann Twietmeyer.
In der Rückschau sei es vormilitärische Ausbildung gewesen, aber wie hätte ein 14-jähriger, vom Fliegen faszinierter Junge, das richtig einschätzen sollen. Und wie hätte er einem Lockmittel, wie der Aussicht fliegen zu dürfen, wiederstehen können.
Somit blieb es nicht aus, dass der junge Twietmeyer schon mit 17 Jahren eingezogen wurde und eine Flugzeugführer Ausbildung absolvierte.
Twietmeyer war am Ende des Krieges in englische Kriegsgefangenschaft geraten und hier musste er aufgrund seiner landwirtschaftlichen Vorkenntnisse in den schottischen Highlands bei einem Farmer arbeiten.
Twietmeyer gehörte am Ende des 2. Weltkrieges zu den wenigen Glücklichen, die unter ständigem Einsatz ihres Lebens diese Zeit ohne schwerwiegende Folgen überlebt hatte.
Nach dem Krieg fand Twietmeyer zunächst nicht wieder ins Cockpit zurück, bis zu dem Tag im Jahre 1999, an dem ein allgemein nicht alltägliches, aber flugbetrieblich gesehen, ganz normales Zufallsereignis eintrat.

Ein Flugzeug ist in unmittelbarer Nähe abgestürzt

Der einstige Flieger aus Delmenhorst, derweil im 75. Lebensjahr, seit langer Zeit in neuer Heimat, dem Ammerland, niedergelassen, vernahm die Nachricht von einem Flugzeugabsturz auf seinem Maisfeld zunächst ungläubig. Bei näherer Besichtigung der „Absturzstelle“ reckte dann ein Segelflugzeug seinen erhobenen Tragflügel über die Sichtlinie der Hecke, und daneben stand Nelly Doden, die Pilotin des Segelflugzeugs aus Bohlenbergerfeld, der beim Heimflug die Thermik ausgegangen war.

Außenlandung Mai 1999 im Maisfeld. Auf dem Foto v.l.n.r.: Johann Twietmeyer, Nelly Doden, Hajo Twietmeyer. Archiv Twietmeyer Westerstede

Das Gespräch, das sich nun zwischen Nelly und dem inzwischen Ex-Segelflieger und Ex-Jagdflieger entwickelte, brachte ihn wieder zurück in die Welt des Fliegens aus Leidenschaft. Mit Freuden folgte er der Einladung Nellys nach Bohlenbergerfeld und absolvierte als Fluggast das komplette Segelkunstflugprogramm zur Wiedereinführung in die Welt des Segelfliegens ganz zum Erstaunen der gesamten bohlenbergerfelder Fliegerkameradschaft, die nach der Landung ein grünes Gesicht des Fluggastes erwartet hatte. Der nämlich bestellte sich und seinem Kunstflugpiloten zu deren Verblüffung nach seinem ersten Kunstflug nach 55 Jahren erst einmal ein Bier. Ganz bestimmt erzählte er dann aus seiner Zeit als aktiver Flieger und die Bohlenbergerfelder nahmen ihn herzlich in ihrem Kreise auf.
Twietmeyers nächster Weg führte ihn dann zum „Amt“. Seine Scheine, die er dort vorzeigte, seien nicht mehr gültig, stellten die Amtsträger fest und erklärten ihm wohl ein wenig mitleidig, wie man zu einem gültigen Luftfahrerschein gelangen könnte. Also führte ihn der weitere Weg zur Fliegerärztlichen Untersuchungsstelle, die nichts gegen sein Ansinnen, wieder Flugzeuge zu führen, einzuwenden hatte. Jetzt folgte für ihn zum zweiten Male das, was jeder Flieger gut oder weniger gut in der Erinnerung hat, nämlich die Schulung in allen Fächern und alle Prüfungen bis zum Erwerb des entsprechenden Scheins.
Im Alter von 75 Jahren erwarb Twietmeyer noch einmal den Luftfahrerschein für Segelflugzeugführer und er flog anspruchsvoll bis zu seinem 88. Lebensjahr. Am Ende der fliegerischen Laufbahn als Segelflieger kamen noch einmal über 400 Starts sowie ein beeindruckender Sechsstunden-Flug in das Flugbuch des Fliegers Twietmeyer.

Auch heute noch ist nichts von der fliegerischen Leidenschaft erloschen. Vielleicht lässt uns der Text im Lied von Reinhard Mey: „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein, alle Ängste, alle Sorgen sagt man, blieben darunter verborgen und dann würde was uns groß und wichtig erscheint plötzlich nichtig und klein” teilhaben an Twietmeyers nie endender Leidenschaft vom Fliegen.

Für diese außergewöhnliche Passion wurde Johann Twietmeyer, nun im 92. Lebensjahr, mit der Auszeichnung zum 49. Kavalier der Lüfte in Vielstedt geehrt.

Fred Vosteen

 

https://www.nwzonline.de/oldenburg-kreis/lokalsport/johann-twietmeyer-zum-kavalier-der-luefte-gewaehlt_a_30,1,3009493352.html

 

 

 

 

2014 – Heinz-Dieter Bonsmann (Hennes)

Flugkapitän a.D. der Deutschen Lufthansa wird 48. „Kavalier der Lüfte”
Von Gerd Achgelis gestifteter Wanderpreis geht an Heinz-Dieter Bonsmann

Auf dem traditionellen Fliegerabend am zurückliegenden Freitag konnten Dr. med. Peter Krupp und Horst Rüdiger, („Kavalier der Lüfte” von 2013), rund 40 Piloten und Freunde des Luftsports im „Vielstedter Bauernhaus” in Hude begrüßen.

Nach Abschluss der Formalien folgte der bereits den Gästen angekündigte Vortrag von Flugkapitän a.D. der Deutschen Lufthansa Heinz-Dieter (Hennes) Bonsmann.

Foto: v.l.n.r.: Horst Rüdiger, Hennes Bonsmann und Dr. med. Peter Krupp (Vorsitzender Verleihungsausschuss) bei der Überreichung des Wanderpokals „Kavalier der Lüfte”. Foto: Fred Vosteen

Der heute 70-Jährige Heinz-Dieter Bonsmann (geb. am 20.02.44 in Prag) schilderte gleich zu Beginn seines Vortrags, wie prägend das erste Jugenderlebnis auf dem benachbarten Flugplatz Haan im Rheinland für ihn war. Es waren Kurierflugzeuge der RAF, die sein Interesse weckten und ihn auch fortan nicht mehr loslassen sollten.

Und so starte Bonsmann 1959 als Fünfzehnjähriger seine ersten Flugversuche auf einem Doppelraab Segelflugzeug. Weitere Starts und Landungen erfolgten auf den Typen Mü 13 E Bergfalke und Ka 8b. Schon nach kurzer Zeit konnte das geführte Flugbuch von Flugschüler Bonsmann stolze 60 Flugstunden und 310 Landungen aufweisen.

Nicht von allen wurde das Interesse geteilt, erinnert sich Bonsmann noch an die Bemerkung seines früheren Klassenlehrers, der sagte: „Sie sind der geborene Flieger, wenn ich sie sehe, gehe ich in die Luft”. Mehrmals stand die Bemerkung im Zeugnis: „Wenn Herr Bonsmann in der Schule genauso aktiv wäre wie in der Segelfliegerei, wäre die Versetzung nicht wieder gefährdet”.
Doch das Ziel für Hennes Bonsmann war gesteckt, er wollte Pilot werden. So ließ auch die Einladung zur Aufnahmeprüfung bei der Lufthansa nicht lange auf sich warten und am 18. 1. 1965 startete die langersehnte Ausbildung zum Verkehrsflugzeugführer an der Lufthansa-Flugschule in Bremen, mit den Außenstellen in Flensburg und Peine-Eddesse. Die Ausbildung erfolgte auf den Typen Chipmunk, Saab Safir, Beech Debonair sowie Twin Bonanza und mit stolzen 260 Flugstunden und über 945 Landungen stand der Karriere des zukünftigen Verkehrsflugzeugführers nichts mehr im Wege.

Hennes vor seinem Liebling, der Messerschmitt Me 108 B-1 „Taifun”, D-EBEI auf einem Flugtag in Lübeck (Die berühmte Fliegerin Elly Beinhorn, die mit diesem Flugzeugtyp zahlreiche legendäre Weltrekorde aufstellte, taufte die komplett restaurierte Maschine 1993 im Beisein von Hennes Bonsmann persönlich auf ihren Namen). Foto: Fred Vosteen

Für die Piloten und flugbegeisterten Gäste im Saal des „Vielstedter Bauernhauses” waren die Schilderungen des ehemaligen Flugkapitäns der Deutschen Lufthansa mehr als ein spannender Rückblick auf die anfängliche Verkehrsfliegerei in Deutschland. Was für Hennes Bonsmann im Cockpit einer Vickers Viscount, einer Boeing 707, einer Boeing 727 oder eines A 300 zum normalen und fliegerischer Alltag wurde, rief unter den Gästen Bewunderung, Staunen und auch große Anerkennung hervor.

Bonsmanns gelungener Ausflug in die Pionierzeit des Flugzeugbaus der Firma Junkers Flugzeugwerk AG war zugleich auch eine Lehrstunde aus dem Bilderbuch über die Entwicklungsgeschichte der legendären Ju 52. Rückblickend erinnert sich der Lufthansa Flugkapitän a.D. an die schönen Erlebnisse der ersten Landung mit der Ju 52 in Dessau am 6.3.1990 und in Tempelhof am 20.6.1991. Unvergessen und beeindruckend waren für Bonsmann ebenso die Rundflüge mit der Ju 52 über Manhattan und die Teilnahme an Airshows.
Von 1985 bis 2010 war Bonsmann Ausbilder, Prüfer und Flugbetriebsleiter der Ju 52 mit der Kennung D-AQUI und unvergessen für ihn ist fast jede der 2461 Flugstunden und 3861 Landungen.

Etwas Wehmut liegt in der Stimme von Hennes Bonsmann, als er seinen Vortrag mit dem Satz beschließt: „Nach 55 Jahren, im Alter von 70 Jahren, mit ca. 15.000 Flugstunden und ca. 14.000 Landungen, habe ich nun meine aktive Fliegerei (wie geplant) beendet und ich freue mich aber noch als begeisterter Mitflieger über jede Stunde im Cockpit”.

Horst Rüdiger sagte in seiner anschließenden Laudatio: „Seine Leidenschaft wurde zur Berufung und folglich dann zu seinem Beruf. Keinen anderen Beruf hätte er mit so viel Leidenschaft ausgeübt wie den des Flugzeugführers. Ganz spontan, ohne überlegen zu müssen, kam mir in den Sinn, wer der nächste Träger des Wanderpreises sein müsste”.

Rüdigers erste persönliche Begegung mit dem Designierten ergab sich bei einem Überprüfungsflug zur Erneuerung seiner Klassenberechtigung, die er mit den Worten schildert: „Hennes Bonsmann nahm die Aufgabe des Prüfers mit großer Gewissenhaftigkeit wahr und es war zu spüren, dass Sicherheit zu vermitteln, für ihn oberstes Gebot war. Er verstand es, wie selten erlebt, mit viel Fingerspitzengefühl bei mir das abzurufen, was ich zu leisten vermag. Für mich war es so motivierend, dass ich im fortgeschrittenen Alter mein MEP-Rating (Klassenberechtigung für mehrmotorige Flugzeuge) erneuern und noch einmal das gute Gefühl erleben konnte, das sich einstellt, wenn man eine Seminole, eine Twin Comanche oder eine Seneca weich und sauber auf die Piste setzt”.
„Und nun, geschuldet den diesmaligen Umständen, bleibt die Laudatio kurzgefasst, denn es wäre müßig den Kavalier der Lüfte 2014 weiter- und tiefergehend vorzustellen, denn Sie alle, die sie hier versammelt sind, haben ihn kennengelernt, wie er sich in ideeller Weise und für mich in gesundem patriotischen Sinne für den Erhalt von Klassikern der Fliegerei eingesetzt hat”.

 

http://www.klassiker-der-luftfahrt.de/geschichte/hennes-bonsmann-als-kavalier-der-luefte-ausgezeichnet/595424

 

 

 

 

 

 

1967 – Friedrich Jahn

Im Jahr 1967 Friedrich Jahn (* 16. 6. 1889 † 1991), seines Zeichens „Alter Adler“ zum 1. „Kavalier der Lüfte“ ausgezeichnet. Die Presse schreibt über Friedrich Jahn: „Von 1928 an war sein Name mit der Entwicklung der Fliegerei im Oldenburger Land verbunden. Mit 46 Jahren erwarb der passionierte Segelflieger auch den Motorflugschein. Friedrich Jahn war mehr als 60 Jahre der Fliegerei aktiv verbunden”.

Fliegerabend am 18.11.1967: Herr Verwaltungspräsident Eduard Haßkamp, rechts im Bild stehend, überreicht dem 1. „Kavalier der Lüfte“, Friedrich Jahn, die Auszeichnung. Foto: Archiv „Kavalier der Lüfte“.