Zum 50. „Kavalier der Lüfte“ ausgezeichnet wurde Norbert Lautner, begeisterter Modellflieger, Segelflieger, Fluglehrer und Flugkapitän auf Boeing 747 bei Lufthansa – „wegen seiner Liebe zu allem, was irgendwie fliegt“, wie der Laudator erklärte. Das Silbertablett mit den eingravierten 52 Namen wird fortan nicht mehr wandern, sondern bleibt in den Händen von Norbert Lautner, weil es keinen Raum für weitere Namen hergibt. Eine neue Silbertrophäe, nach Gestalt der von Gerd Achgelis gestifteten, wird die Namen der zukünftigen „Kavaliere der Lüfte“ tragen.
Flugkapitän der Deutschen Lufthansa wird 50. „Kavalier der Lüfte”
Von Gerd Achgelis gestifteter Wanderpreis geht an Norbert Lautner aus Hude
Vielstedt Auf dem traditionellen Fliegerabend „Kavalier der Lüfte” am zurückliegenden Freitag konnte Dr. med. Peter Krupp, mehr als 40 Piloten und Freunde des Luftsports im „Vielstedter Bauernhaus” in Hude begrüßen.
Horst Rüdiger, Mitglied des Verleihungsausschusses, sagt zur Wahl von Norbert Lautner: „Sein beruflicher Werdegang ist durchaus erwähnenswert. Vorgeschlagen zur Ehrung haben wir unseren neuen „Kavalier der Lüfte” besonders aber wegen seiner Liebe zu allem, was irgendwie fliegt, wegen seiner Kameradschaftlichkeit und seinem unermüdlichen, vielseitigen Bemühen für die allgemeine und kleine Fliegerei.
In den von Gerd Achgelis aufgestellten Statuten steht zu lesen: „Dieser Preis wird gestiftet, um die fliegerische Moral und Disziplin zu fördern und zu erhalten”… „Die für die Ehrung in Aussicht genommene Persönlichkeit soll charakterlich und kameradschaftlich qualifiziert sein”. Alle diese hohen Eigenschaften verbinden wir mit dem neuen „Kavalier der Lüfte” 2016, Norbert Lautner.
Der frischgebackene „Kavalier der Lüfte” Norbert Lautner sagt: „Eigentlich wollte ich Schiffskapitän werden, wie die meisten fränkischen Jungs zu meiner Zeit. Allerdings lebten wir neben dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr, und im „Kalten Krieg” flogen da jede Menge F-86, G-91, Hunter und Starfighter im Tiefstflug durch die Gegend. Für uns Vorschulkinder war es das Größte, den Piloten im Cockpit zu erkennen”.
Noch vor Norberts Einschulung war es ein Modellflugzeug auf einer benachbarten Wiese, das sein großes Interesse weckte. Schon bald wurde aus dem treuen Zuschauer Norbert ein begeisterter Modellflugzeug-Bastler und Modellflieger.
Ein großer Förderer meiner Fliegerleidenschaft war mein Vater, erinnert sich Norbert Lautner. Als ich 15 wurde, machte er mir dann den Vorschlag, mir das Segelfliegen zu ermöglichen, wenn ich dafür die Finger von Kleinkrafträdern ließe. Ich radelte fortan jedes Wochenende vom Wohnhaus meiner Eltern zum 10 km entfernten Zipser Berg (der Zipser Berg ist ein 552 m hoher Berg der Fränkischen Alb im Stadtgebiet von Pegnitz im Landkreis Bayreuth, Bayern), um vielleicht einen oder zwei Starts am Wochenende zu bekommen. Unter der Woche ging‘s oftmals auch dorthin, denn es mussten mindestens 100 Baustunden geleistet werden. Um mein Hobby finanzieren zu können, habe ich oft meine kompletten Sommerferien auf Baustellen verbracht, erinnert sich Norbert Lautner.
Nach Ende der Schule meldete sich Norbert Lautner 1981 zur Luftwaffe. In dieser Zeit, 1983, heiratete Norbert Lautner seine Frau Birgit. Mit Stolz sagt Norbert Lautner: „Sie war fortan immer an meiner Seite und wurde mein bester und treuester Copilot”.
Nach der Auswahlschulung auf Piaggio P 149 ging es dann bis 1985 in die fliegerische Grundausbildung nach Amerika. In Bergstrom Air Force Base bei Austin wurde ich dann auf mein Wunschmuster RF-4E Phantom geschult, erinnert sich Norbert Lautner.
1989 musste er dann auf den Tornado umschulen, der wegen seiner Tragflächenverstellung scherzhaft auch „Klappdrachen” genannt wird. Alles funktionierte nur noch elektrisch, und vorbei war die Zeit, in der man für die Navigation nur Kompass, Uhr und Karte brauchte, sagt Norbert Lautner.
Die Veränderungen bei der Luftwaffe, besonders aber das Muster Tornado haben in erheblichem Maße zu Lautners Entschluss beigetragen, der Luftwaffe den Rücken zu kehren und zur Lufthansa zu wechseln. Ende 1991 kam er dann an die Verkehrsfliegerschule in Bremen. Hier wurde Norbert Lautner zuerst als Fluglehrer für die zukünftigen Bundeswehr Transportflieger auf Beech Bonanza eingesetzt und dann später auf der Piper Cheyenne für das Fortgeschrittenentraining angehender Lufthansa-Piloten.
Zu dieser Zeit ließ er sich mit seiner Familie im neu errichteten Eigenheim in Hude nieder.
Lautner erinnert sich an eine Begegnung mit total flugbegeisterten Menschen des Luftsportvereins Hude (LSV-Hude), die eine alte Beech Bonanza, Baujahr 1956, restaurieren und grundüberholen wollten. Er beteiligte sich natürlich auch an den Restaurierungsarbeiten und wurde so Mitbesitzer des Flugzeuges. Der Wiedereinstieg in den Segelflug war für den jungen Flugzeugführer bereits vorbestimmt und bald übernahm Norbert Lautner ehrenamtliche Funktionen, wie Vereins-Vorsitz und Ausbildungsleiter beim LSV-Hude.
Damit aber noch nicht genug für Norbert Lautner, den Flieger aus Leidenschaft. Als er gefragt wurde, ob er für zwei Wochen im Jahr fliegerische Jugendarbeit an der Jugendbildungsstätte Theodor Wüppermann in Juist machen würde, gab es nicht die geringsten Zweifel an einer Zusage. Lautner sagt: „Auch heute noch investiere ich dafür zwei Wochen meines Urlaubs. Es ist eine schöne Aufgabe, Jugendliche aus der deutschen und europäischen Industrie mit Hilfe von Erlebnispädagogik fachlich und charakterlich merklich vorwärts zu bringen und ihre Handlungskompetenz zu steigern.
Bei der Lufthansa ging es dann 1996 als F/O (F/O ist der Erste Offizier bzw. Kopilot) auf den Airbus A-300.
Von nun an flog Norbert Lautner parallel als Linienpilot und Fluglehrer und er sagt: „Es war eine tolle Zeit. Wir flogen die ganzen fliegerisch anspruchsvollen Ziele an, wie Asmara, Addis Abeba, Accra oder Aden. In den ehemaligen GUS Staaten Usbekistan, Kasachstan oder Ashgabat habe ich in meiner Freizeit unzählige Bergabenteuer erlebt”.
Im Jahr 2003 ging es nach weiterer Ausbildung für Lautner auf die MD-11; in Fliegerkreisen ein sehr anspruchsvolles Flugzeug. Die Mühen wurden mit so tollen Erlebnissen, wie einen Weltumrunder in 14 Tagen, belohnt, oder fünf Tage frei in Fairbanks, welche ich entweder zum Wandern oder Skifahren nutzte, schwärmt auch heute noch Norbert Lautner von diesen Flügen. 2005 ging es dann ins Kapitänstraining auf Boeing 737.
Auf dem Zenit seines Könnens scheute der heutige „Kavalier der Lüfte” kaum eine fliegerische Herausforderung. Als im Frühjahr 2010 der isländische Vulkan mit dem unaussprechlichen Namen seine Aschewolken über der nördlichen Hemisphäre verbreitete, wurde der gesamte kontrollierte Luftverkehr eingestellt. Ein schwerkranker Patient benötigte zum Überleben dringendst eine Blutstammzellenspende. Ein Spender war ausgemacht in Cardiff in Wales, aber ein schneller Transport mit einer Linienmaschine war nicht möglich. Spontan sprang Norbert Lautner ein und unternahm mit der Bonanza einen VFR-Flug (einen VFR-Flug bezeichnet man als einen Flug, der vom Piloten nach den hierfür gültigen Sichtflugregeln, englisch visual flight rules, durchgeführt wird) nach Cardiff, um die für den Patienten überlebensnotwenige Fracht dort abzuholen. Die Presse berichtete damals ausführlich darüber.
Aus der Sicht von Norbert Lautner zählt die B737, die bei den Fliegern den Spitznamen „Bobby” trägt, mit zu besten Flugzeugmustern, die er auf seiner langen Laufbahn fliegen durfte. Der Modernisierung der Lufthansaflotte geschuldet musste sich Norbert Lautner von seinem „Bobby” verabschieden. Fortan durfte Norbert Lautner den Airbus A320 fliegen. Doch der Ausflug mit dem A320 war nur von kurzer Dauer, denn aktuell befindet sich der neue „Kavalier der Lüfte” bereits wieder mitten in einer Ausbildung auf dem „Jumbo”, Boeing 747. Großes Lob und Anerkennung aus dem Kreis seiner Fliegerkameraden schlägt dem neuen „50. Kavalier der Lüfte” und Flieger aus Leidenschaft Norbert Lautner entgegen.